Zahl der EHEC-Erkrankungen steigt schnell an
BERLIN - Die lebensbedrohlichen Darmerkrankungen mit dem EHEC-Erreger breiten sich in Deutschland weiter aus. Als erste Massnahme wird nun davon abgeraten, rohe Tomaten, Gurken und Blattsalate aus Norddeutschland zu essen. Woher das aggressive Escherichia coli (EHEC) in Deutschland stammt, ist weiterhin unklar. Das Robert-Koch-Institut (RKI) rät aber seit Mittwochabend vom Verzehr roher Tomaten, Salatgurken und Blattsalate aus Norddeutschland ab.
Der Verzehr von einem oder mehreren dieser Lebensmittel könnte einen Grossteil der schweren EHEC-Erkrankungen (HUS) erklären, teilte das Institut unter Berufung auf eine Studie mit. Es sei aber nicht auszuschliessen, dass auch andere Lebensmittel als Infektionsquelle in Frage kommen.
BAG: Kaum Gemüse aus Norddeutschland
Die Wahrscheinlichkeit sei sehr klein, dass Tomaten, Gurken und Blattsalate aus Norddeutschland in der Schweiz verkauft würden, teilte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Abend in einer ersten Reaktion mit. Dies hätten erste Abklärungen ergeben. Derzeit werde in der Schweiz hauptsächlich inländisches Gemüse vermarktet.
Mit den deutschen Behörden werde nun abgeklärt, welche Herkunft und Lebensmittel genau betroffen seien. Es sei möglich, dass diese Lebensmittel erst bei der Verarbeitung verunreinigt wurden. In der Schweiz seien bisher keine gehäuften Fälle von Infektionen durch EHEC verzeichnet worden.
In Deutschland stieg die Zahl der Fälle des hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) rasch an. Am Mittwochabend waren es mehrere hundert. Das Robert-Koch-Instituts (RKI) sprach vom stärksten je registrierten EHEC-Ausbruch.
Vier Menschen sind bislang mutmasslich daran gestorben, wobei die letzten Abklärungen in zwei Fällen noch ausstehen. Bei der Suche nach einer Lösung tappten die Behörden weiter im Dunkeln.
Minister ist alarmiert
Der deutsche Gesundheitsminister Daniel Bahr zeigte sich alarmiert über die schnelle Zunahme der Neuinfektionen und riet den Bürgern zu besonderer Vorsicht.
"Die Zahl der schweren Verläufe in einem kurzen Zeitraum ist sehr ungewöhnlich. Auch die betroffenen Altersgruppen sind untypisch", teilte das Robert-Koch-Institut mit. So seien dieses Mal anders als sonst kaum Kinder, sondern überwiegend Frauen betroffen. Die meisten Fälle sind in Norddeutschland aufgetreten, namentlich in Hamburg und Kiel.
Die deutsche Kosumentenschutzministerin Ilse Aigner warnte vor voreiligen Schuldzuweisungen. Berichte, wonach Landwirte die Krankheitswelle durch den unsachgemässen Einsatz von Gülle als Dünger ausgelöst haben könnten, seien Spekulationen.
Fälle in anderen Ländern
Das HUS ist eine schwere Erkrankung, die bei bakteriellen Darminfektionen mit sogenannten enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) auftreten kann. Die Betroffenen leiden in der Regel unter akutem Nierenversagen, Blutarmut durch den Zerfall roter Blutkörperchen und einem Mangel an Blutplättchen.
Laut dem österreichischem Gesundheitsministerium sind in den vergangenen Tagen HUS-Fälle in Schweden, den Niederlanden und in Grossbritannien bekannt geworden. Die betroffenen Personen seien im Mai in Norddeutschland unterwegs gewesen, hiess es. Die Infektion wurde offenbar nicht durch Nahrungsmittelexporte ausgelöst.
Quelle: SDA - 25.05.2011