BAG weitet Vergütung von Hepatitis-C-Medikamenten aus
BERN - Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) weitet die Vergütung der neuen Arzneimittel gegen Hepatitis C per Anfang Mai auf weitere Patientengruppen aus. Neue Massnahmen gegen die Verbreitung von Hepatitis C sind laut BAG nicht notwendig. Das Netzwerk Schweizerische Hepatitis Strategie sieht dagegen dringenden Handelsbedarf.
Neu können bestimmte Patientengruppen, bei denen die Krankheit schneller fortschreite oder das Übertragungsrisiko erhöht sei, ohne Einschränkung behandelt werden, schreibt das BAG in einer Mitteilung vom Donnerstag.
Es handelt sich dabei um Patientinnen und Patienten, die sich auch mit dem HI-Virus und/oder dem Hepatitis-B-Virus infiziert haben und intravenös Drogenkonsumierende. Die Vergütung wurde zudem auch auf Personen ausgeweitet, bei denen eine erste Therapie erfolglos verlaufen ist und die dringend eine weitere Behandlung benötigen. Durch die Ausweitung hätten die Preise einiger Medikamente leicht gesenkt werden können, heisst es.
Derzeit vergütet die obligatorische Krankenpflegeversicherung die neuen, wirksamen Arzneimittel gegen Hepatitis C, sobald eine moderat fortgeschrittene Lebererkrankung vorliegt oder sich Krankheitssymptome ausserhalb der Leber manifestieren.
Die sehr teuren Therapien würden somit Patientinnen und Patienten mit medizinischem Bedarf vergütet, schreibt das BAG. Dies entspreche den Behandlungsempfehlungen internationaler Leitlinien und der Vergütungspraxis vieler europäischer Länder.
Eine vom BAG in Auftrag gegebene Situationsanalyse habe unter anderem aufgezeigt, dass sich mit den vorhandenen Daten die Verbreitung des Hepatitis-C-Virus in der Schweiz nur ansatzweise abschätzen lasse und in den letzten Jahren kein Anstieg von Folgeerkrankungen zu verzeichnen sei.
Die Neuansteckungsrate in der Schweiz sei gering und konzentriere sich auf bestimmte Risikogruppen. Deshalb werde das BAG seine bereits seit Jahren bestehenden Massnahmen weiterführen.
Dazu gehören Präventionsmassnahmen insbesondere bei den Risikogruppen (zum Beispiel durch Sensibilisierung von Drogenkonsumierenden zu Risiken und Folgen einer Ansteckung), wie auch in Spitälern (zum Beispiel Sterilisieren von Operationsinstrumenten und Verwendung von Einwegmaterial) und das Testen aller Blutspenden auf das Virus. Umfassende neue Sofortmassnahmen seien indes nicht notwendig.
Rund 70'000 Hepatitis-Betroffene
Für das Netzwerk Schweizerische Hepatitis-Strategie reichen die vom BAG ergriffenen Massnahmen nicht aus, um die Krankheiten erfolgreich zu bekämpfen. Die Situationsanalyse zeige den dringenden Handlungsbedarf.
Die Zahl der Hepatitis-B-Betroffen werde auf etwa 30'000 und jene der Hepatitis-C-Betroffenen auf etwa 40'000 geschätzt. Demgegenüber lebten etwa 15'000 bis 20'000 Menschen mit HIV. Gemäss der Analyse würden in der Schweiz rund fünf Mal mehr Menschen an Hepatitis C als an HIV sterben.
Das Netzwerk fordert, dass die Massnahmen zur Bekämpfung von viraler Hepatitis sofort verstärkt werden. Das BAG müsse zudem mit allen Akteuren zusammenarbeiten sowie eine Eliminationsstrategie unterstützen und implementieren.
Eine Senkung der Medikamentenpreise kombiniert mit der Aufhebung der Rationierung sei für eine Eliminierung von Hepatitis C in der Schweiz notwendig, schreibt das Netzwerk weiter. Unterstützt werden die Forderungen von der Schweizerischen Vereinigung für das Studium der Leber, der Schweizerischen Gesellschaft für Gastroenterologie und der Schweizerischen Gesellschaft für Infektiologie.
Quelle: SDA - 27.04.2017, Copyrights Bilder: Fotolia.com