Covid-19: US-Apotheker sollen Massenimpfungen durchführen (exklusiv)

Covid-19: US-Apotheker sollen Massenimpfungen durchführen (exklusiv)


NEW YORK - Die Impfungen laufen in den Vereinigten Staaten etwas schneller als in der Schweiz. Bis Ende Januar 2021 wurden fast 10% der Gesamtbevölkerung geimpft, in der Schweiz sind es nur 3%. Aber die Zahl ist immer noch weit entfernt von den erforderlichen 70% oder sogar 80% der Bevölkerung, um die Herdenimmunität sicherzustellen, wenn sich die neuen Varianten durchsetzen. Um eine Mehrheit der Bevölkerung in den USA zu impfen, zögert das Land nicht, die Dienste von Zehntausenden von Apothekern in Anspruch zu nehmen. Am 2. Februar 2021 wurde bekannt, dass die amerikanische Regierung damit beginnen wird, Covid-19-Impfstoffe direkt an Apotheken im Land zu liefern; zunächst an 6’500 Apotheken, später an weitere 40’000 Apotheken. Laut dem Covid-19 Verantwortlichen des Weissen Hauses, Jeff Zients, wird diese Verteilung am 11. Februar 2021 beginnen. Es sind vor allem Apotheker der grossen Apothekenketten wie CVS oder Walgreens, die in das Impfprogramm einbezogen werden sollen. CVS Pharmacy schätzt, dass sie in ihren Apotheken zwischen 20 und 25 Millionen Menschen pro Monat impfen kann. Die Patienten müssen den Impftermin direkt in der Apotheke vereinbaren. Die Apotheken sollten letztlich für die Impfung eines Grossteils der Bevölkerung - d. h. mehrere Millionen Amerikaner - zuständig sein.

Die amerikanische Situation

US-Apotheken, vor allem Ketten wie CVS oder Walgreens (insgesamt sind es 19‘000 Apotheken, also zehnmal so viele wie in der ganzen Schweiz), sind eher mit einer kleinen Migros- (M) oder Coop-Filiale mit grosser Verkaufsfläche zu vergleichen. Ein Geschäft, das man in den USA als «Grocery» bezeichnet, das also praktisch alle Produkte eines Supermarkts anbietet. Die durchschnittliche Fläche amerikanischer Apotheken ist daher viel grösser als in der Schweiz, was für eine Massenimpfung nützlich sein kann. Die Schweizer Apothekenkette Sun Store machte keinen Hehl aus ihrer amerikanischen Inspiration, als sie in Sion (VS) ihr erstes Geschäft mit grosser Verkaufsfläche eröffnete. Der Verkaufstisch, an dem sich der Apotheker und sein Team (der Technician, das Äquivalent zum/zur Pharma-Assistent/in in der Schweiz) aufhalten, ist im hinteren Teil des Ladens platziert. Dadurch entsteht der Eindruck, dass der Apotheker eher diskret im Hintergrund steht. Aber die Realität sieht ganz anders aus, denn diese Gesundheitsfachpersonen machen einen grossartigen Job. Diese Berufsfigur ist mit der Schweiz vergleichbar. Insbesondere muss sie Arztrezepte validieren und spielt zunehmend eine Schlüsselrolle bei Impfungen. Es gilt auch zu beachten, dass das Gehalt von Apothekern in den Vereinigten Staaten (rund 100’000 Dollar pro Jahr) hoch angesetzt ist. Es ist fast doppelt so hoch wie das Durchschnittsgehalt und in einigen Bundesstaaten viermal so hoch wie der Mindestlohn. Diese hohen Löhne sind wahrscheinlich nur deshalb möglich, weil die Vereinigten Staaten weltweit das Land mit den höchsten Medikamentenpreisen sind. Nicht zuletzt dürfte der Anteil der US-Apothekenketten am Umsatz deutlich höher sein als in der Schweiz.

Covid-19-Impfstoff in grossen Mengen

Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC), gewissermassen das Äquivalent zum BAG in der Schweiz, will dafür sorgen, dass ab März (2021) die Impfstoffe gegen Covid-19 in Apotheken erhältlich sind. Die Apotheken sollen für die Impfung eines Grossteils der Bevölkerung, d. h. von mehreren Millionen Amerikanern, verantwortlich sein. Die grossen US-Apothekenketten - CVS, Walgreens, Walmart (Teil der Walmart-Apotheken) und Kroger (Teil der Kroger-Apotheken) - erklären, dass sie in der Lage sind, jeden Monat mehrere Millionen Dosen zu injizieren.

CVS behauptet, 20 bis 25 Millionen Menschen pro Monat impfen zu können und Walmart 10 bis 13 Millionen Menschen pro Monat, so das Wall Street Journal. Walgreens behauptet, 25‘000 Mitarbeiter in den USA einzustellen, um den Impfstoff zu verabreichen. Derzeit beschäftigt diese Apothekenkette 75‘000 Pharmazeuten und Technicians (Assistenten) im ganzen Land.

Apotheken sind geeignete Orte für die Impfung: Sie sind vielen Amerikanern zugänglich, auch älteren Menschen, die dort ihre Medikamente abholen. Amerikanische Apotheker sind es bereits gewohnt, z. B. gegen Influenza oder Herpes Zoster (Gürtelrose) zu impfen.

Terminplanung

US-Apotheken sind es, wie in der Schweiz, nicht gewohnt, Termine zu vereinbaren; es ist gewöhnlich eine Aufgabe der Ärzte. Die Umrüstung eines Teils der Apotheke mit einer Terminplanungssoftware ist notwendig, da es nicht möglich ist, z. B. in der Mittagspause alle Mitarbeiter zu impfen. Grosse Apothekenketten erklären jedoch, über die notwendige Technologie zu verfügen, um Termine für mehrere Millionen Menschen pro Monat zu vereinbaren.

Platzbedarf

Auch wenn viele amerikanische Apotheken, wie wir bereits festgestellt haben, über recht grosse Flächen verfügen, kann es zu Einschränkungen kommen, insbesondere wenn es um Massenimpfungen geht. Deshalb versuchen einige Apotheken, alternative Räumlichkeiten zu finden, wie z.B. Gewächshäuser, in denen bei geeigneter Temperatur im Winter Dutzende von Menschen geimpft werden können.

Partnerschaft

Ein staatliches Krankenhaus in Michigan arbeitet mit den Walgreens-Apotheken zusammen, um 26‘000 Krankenhausmitarbeiter zu impfen, wie das Wall Street Journal am Montag, 1. Februar 2021, berichtete. Ein etwas ironischer Beweis dafür, dass Apotheken in diesem «Impfkrieg» sogar Krankenhäuser entlasten können.

Bei diesem Tempo sollte die gesamte amerikanische Bevölkerung (330 Millionen Menschen) - zumindest die Erwachsenen - vor Herbst 2021 geimpft sein.

Interessante Schweizer Ressource

Die Schweizer Seite Pharmawiki.ch (erstellt und entwickelt von einem Schweizer Apotheker), hat auf der Webseite eine Check-Liste für Fachpersonen publiziert für die Durchführung von Covid-19-Impfungen in einer Apotheke oder an einem anderen Ort: 
https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=mRNA-1273
(Link funktionierte am 1. Februar 2021) 



03.02.2021. Von Xavier Gruffat (Pharmazeut; er hat mehrere Monate in den Vereinigten Staaten, in Kalifornien gelebt). Quellen: The Wall Street Journal, CNN, USA Today, pharmawiki.ch, Keystone-SDA.

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