Antidepressivum (Vortioxetin) wirkt laut ersten Tests gegen aggressiven Hirntumor
ZÜRICH - Ein Antidepressivum könnte auch gegen aggressive Hirntumore helfen. In Tests in Zellkulturschalen und an Mäusen zeigte sich das Antidepressivum Vortioxetin wirksam gegen Zellen von Glioblastomen.
Derzeit würden Versuche an Menschen geplant, teilte die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich (ETH Zürich) am Donnerstag mit. So sollen Patientinnen und Patienten mit einem Glioblastom das Antidepressivum zusätzlich zur Standard-Behandlung mit Operation, Chemotherapie und Bestrahlung erhalten.
Vor einer Selbstmedikation mit dem Antidepressivum warnen die Forschenden allerdings. Eine solche würde ein unkalkulierbares Risiko darstellen.
Das Glioblastom gilt als besonders gefährlicher Hirntumor. Die Hälfte der Patientinnen und Patienten stirbt der ETH Zürich zufolge in den ersten zwölf Monaten nach der Diagnose. Wirksame Medikamente gegen Tumore im Hirn zu finden, sei schwierig, da viele Medikamente die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren könnten, so die Hochschule.
Auch Parkinsonmedikamente getestet
Dass das Antidepressivum auch Hirntumore töten könnte, fanden die Forschenden um ETH-Professor Berend Snijder mithilfe einer speziellen Screening-Plattform heraus. Mit dieser an der ETH entwickelten Methode mit dem Namen Pharmaskopie können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gleichzeitig hunderte von Wirkstoffen an lebenden Zellen aus menschlichem Krebsgewebe testen.
Damit haben sie nun über 130 bestehende Medikamente, die erwiesenermassen die Blut-Hirn-Schranke passieren, wie zum Beispiel Antidepressiva, Antiparkinsonmittel oder Antipsychotika, auf ihre Wirksamkeit gegen das Glioblastom getestet. Einige der getesteten Antidepressive hätten sich als überraschend wirksam gegen die Tumorzellen entpuppt, schrieb die ETH. Vortioxetin schnitt in den Tests am besten ab. Veröffentlicht wurden die Resultate der Tests am Freitag in der Fachzeitschrift "Nature Medicine".
Quelle: SDA / Keystone - 20.09.2024, Copyrights Bilder: Adobe Stock/© 2024 Pixabay