Swissmedic warnt vor gefährlichen Mitteln zur Gewichtsreduktion
BERN - Das Heilmittelinstitut Swissmedic warnt vor gefälschten, irreführenden oder nicht zugelassenen Mitteln zur Gewichtsreduktion. Diese Produkte könnten nicht deklarierte und gesundheitsschädliche Substanzen enthalten und qualitativ schlecht oder falsch dosiert sein.
GLP-1-Rezeptorantagonist-Wirkstoffe seien in sozialen Medien aktuell stark präsent, schrieb Swissmedic am Dienstag. Fälscher und dubiose Anbieter vermarkten dabei vermehrt Kapseln, Tropfen oder Nahrungsergänzungsmittel mit Bezeichnungen wie "GLP-1" als Nahrungsergänzung, Kapseln oder Tropfen. Oft tragen sie erfundene Gütesiegel oder Logos von Zulassungsbehörden wie Swissmedic.
Als "natürlich" beworbene Produkte enthielten aber pharmakologisch aktive Substanzen ohne Deklaration oder Dosierungsangaben. Weiter fielen Swissmedic Fälschungen und nicht zugelassene Nachahmerprodukte auf. So seien handelsübliche Abnehmspritzen mit gefälschten Etiketten im Angebot oder Substanzen, die noch erforscht würden. Das könne in Einzelfällen lebensbedrohlich sein.
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Gezielte Täuschung
Für die Mittel bestehen laut Swissmedic keine Hinweise auf eine medizinische Wirksamkeit, insbesondere nicht auf eine Gewichtsreduktion. Konsumentinnen und Konsumenten würden gezielt getäuscht, warnt die Arzneimittelbehörde.
Ein aktueller Fall betraf beschlagnahmte Abnehmspritzen mit den Namen "Slimming King" aus Hongkong. Laut Deklaration enthielt das Präparat ausschliesslich natürliche Inhaltsstoffe. Swissmedic fand jedoch den verschreibungspflichtigen Wirkstoff Semaglutid. Dieser darf nur unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden. Nicht deklarierte Wirkstoffe sind den Angaben zufolge besonders risikoreich.
Zudem erinnert Swissmedic daran, dass Spritzen nur als Heilmittel im Umlauf sein dürfen. Injektionspräparate aus Konsmetikstudios oder Schönheitssalons sollten darum besonders kritisch betrachtet werden - in vielen Fällen sind sie illegal.
Insulin-Pens als Abnehmspritzen verkauft
Zu Beginn des GLP-1-Trends verkauften Händler auch herkömmliche Insulin-Pens mit Etiketten von GLP-1-Arzneimitteln. Insulininjektionen können bei gesunden Menschen zu akuten lebensbedrohlichen Unterzuckerungen führen. In der Schweiz gab es deswegen mehrere Notfälle.
Illegale und vorher auf Dopingmittel und Anti-Aging-Präparate spezialisierte Händler vertreiben den Erkenntnissen zufolge inzwischen online auch GLP-1-Präparate wie Semaglutid als Pulver oder Lösung. Oft bewerben Influencer die Produkte. Die Wirkstoffe stammen aus Asien, gemäss Swissmedic unterliegen sie keiner Kontrolle.
Auch wenn sie professionell aufgemacht scheinen, fehlt eine Garantie für Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit. Das Swissmedic-Labor fand in einem Mittel eine Verunreinigung, die bei empfindlichen Personen schwere Allergien auslösen kann.
Wirkstoffe vom Schwarzmarkt
Einige Anbieter vertreiben zudem neue Peptid-Wirkstoffe, deren Wirksamkeit noch nicht klinisch belegt ist. Als Beispiel nannte Swissmedic "Retatrutid Injektionskit", dessen Wirkstoff noch in der klinischen Entwicklung und international nicht zugelassen ist. Auf dem Schwarzmarkt ist er aber bereits erhältlich.
Wirkstoffe zur Blutzuckerregulation und Gewichtsreduktion (GLP-1-Rezeptoragonisten) sind verschreibungspflichtig und dürfen nur unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden, wie Swissmedic in Erinnerung rief. "Die Einnahme und Anwendung auf Empfehlung von Influencern oder die Bestellung bei nicht kontrollierten, dubiosen Anbietern ist eine konkrete Gefahr für die Gesundheit."
Quelle: SDA / Keystone - 26.08.2025, Copyrights Bilder: Adobe Stock/© 2025 Pixabay
