Die Tricks von Bakterien bei einer Blasenentzündung
BASEL - An Harnwegsinfekten sind meist E. coli-Bakterien schuld. Forscher der Universität Basel und der ETH Zürich haben nun herausgefunden, wie sich der Keim festheften kann, um nicht vom Urin weggeschwemmt zu werden. Die Erkenntnisse könnten neue Medikamente inspirieren.
Je mehr an dem Krankheitserreger gezogen wird, desto fester heftet er sich an. Trotzdem kann er sich auch lösen und die Harnröhre hinauf wandern. Wie er das schafft, haben Forschende der Universität Basel untersucht, wie die Hochschule am Montag mitteilte.
E. coli trägt lange fadenförmigen Zellfortsätze, an deren Ende ein winziger Haken sitzt: das Protein FimH. Dieses Protein heftet sich an Zuckerstrukturen auf der Zelloberfläche des Harntraktes und verhindert, dass der Erreger bei der Harnausscheidung weggeschwemmt wird. Dieser "Haken" muss jedoch auch loslassen können, damit der Erreger die Harnröhre hinauf wandern kann.
Mechanische Steuerung
Dieses Festhalten und Loslassen wird durch mechanische Kräfte gesteuert, wie Forscher der Universität Basel und der ETH Zürich herausgefunden haben. "Das Protein FimH besteht aus zwei Teilen, wobei der zweite, nicht-zuckerbindende Teil steuert, wie fest der erste an die Zuckermoleküle bindet", erklärte Timm Maier vom Biozentrum Basel in der Mitteilung.
Wenn beide Teile durch den Harnfluss auseinander gezogen werden - zum Beispiel durch Zugkräfte bei der Harnausscheidung - schnappe die Zuckerbindungsstelle zu, so Maier. "Lassen die Zugkräfte jedoch nach, öffnet sich die Bindungstasche. Jetzt können sich die Bakterien lösen und die Harnröhre hinauf wandern."
Neue Medikamente gegen Harnwegsinfektionen
Diese Ergebnisse, die die Forschenden im Fachjournal "Nature Communications" veröffentlichen, könnten auch zu neuen Medikamenten gegen Harnwegsinfektionen führen. Der an der Studie beteiligte Beat Ernst vom Pharmazentrum der Universität Basel forscht schon länger an Wirkstoffen, welche das Anheften des Erregers unterbinden könnten. Dabei helfen die neuen Erkenntnisse zu FimH.
Harnwegsinfektionen sind der zweithäufigste Grund für die Verschreibung von Antibiotika, wie die Universität Basel schreibt. Da jedoch immer mehr Bakterien resistent werden, soll der Einsatz von Antibiotika reduziert werden. Ein Wirkstoff gegen das Anheften von FimH wäre daher eine willkommene Alternative zur Behandlung von Harnwegsinfektionen.
Mehr: Blasenentzündung (Creapharma.de)
Quelle: SDA - 07.03.2016