Drei ehemalige Medica-Verwaltungsräte wegen Betrugs vor Gericht


Thurgauer Staatsanwalt fordert bedingte Freiheitsstrafen

MÜNCHWILEN TG
- Die Versandapotheke Medica in Münchwilen hat 2003 die Bilanz deponieren müssen. Doch auch über zehn Jahre nach dem Konkurs ist der Fall nicht abgeschlossen. Der Staatsanwalt forderte am Dienstag bedingte Freiheitsstrafen wegen gewerbsmässigen Betrugs für die Verantwortlichen.

Rund 70 Beschäftigte der MedicaDirect Apotheke AG verloren ihre Stelle, weil die damals zweitgrösste nationale Versandapotheke mit rund 50'000 Kunden die Geschäftsbilanz deponieren musste.

Auf dem damals gerade drei Jahre jungen Unternehmen lasteten Forderungen von über 13 Millionen Franken. Zu den Gläubigern gehörten nationale Pharmagrossisten.

Der ehemalige Geschäftsführer der Versandapotheke, der damalige Verwaltungsratspräsident (wegen Krankheit in Abwesenheit) und ein weiterer Verwaltungsrat müssen sich seit Dienstagmorgen vor dem Bezirksgericht Münchwilen wegen gewerbsmässigen Betrugs, Misswirtschaft und mehrfacher Urkundenfälschung verantworten.

Von Anfang an verschuldet

Bereits drei Monate nach der Gründung der Firma, ursprünglich als gewöhnliche Apotheke, beschwerte sich die Hauptlieferantin der Medikamente im Juni 2000 über Zahlungsverzögerungen. Nach dem ersten Jahr schrieb die Medica einen Verlust von 700'000 Franken, heisst es in der Anklageschrift.

Als die Schulden der Medica beim Pharmagrossisten bis Juni 2002 auf 2,7 Mio. Franken angewachsen waren, wechselte der Geschäftsführer die Hauptlieferantin. Doch auch hier wuchsen die Schulden schnell in den Himmel.

Als der Händler nur noch gegen Vorausbezahlung Medikamente liefern wollte, wechselte die Medica erneut zu einem anderen Grossisten. Am 8. März 2003 wurde über die Versandapotheke der Konkurs eröffnet.

Mit Viagra gehandelt

Dem Geschäftsführer wirft die Staatsanwalt heute zudem vor, die Firmenkreditkarte mit rund 188'000 Franken für persönliche Ausgaben belastet zu haben.

Ausserdem soll der heute 65-Jährige - nach dem Auffliegen der Privatbezüge - im Handel von Potenzmitteln eine neue Einnahmequelle entdeckt haben.

Zwischen Mai 2001 und Ende September 2003 soll er rund 5900 Schachteln Viagra im Wert von 800'000 Franken und Aufputschmittel im Wert von rund 37'000 Franken verkauft haben. Den Erlös von rund 250'000 Franken steckte er laut Staatsanwaltschaft in die eigene Tasche.

Erinnerung ist verblasst

Der Staatsanwalt forderte für den Haupttäter eine bedingte Freiheitsstrafe von zwei Jahren und eine unbedingte Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 30 Franken.

Der 65-Jährige wollte sich vor Gericht nicht mehr zu den Vorfällen äussern. "Es ist so lange her, ich kann mich nicht mehr erinnern", sagte er. Auch über seine Schulden und Betreibungen habe er keine genaue Vorstellung.

Sein Verteidiger plädierte bis auf einen Tatbestand auf Freispruch. Die  ungetreue Geschäftsbesorgung für eine Summe von 400'000 Franken wird anerkannt. Bei einer Verurteilung dürfe die Strafe nicht höher als acht Monate bedingt ausfallen.

Freisprüche gefordert

Der Verwaltungsratspräsident sei zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 14 Monaten zu verurteilen, sagte der Staatsanwalt. Der dritte Verwaltungsrat, ein 55-jähriger Ökonom, soll nach dem Willen der Anklage zu einer bedingten Freiheitsstrafe von acht Monaten verurteilt werden.

Der Verteidiger der beiden ehemalige Medica-Verwaltungsräte forderten für ihre Mandaten Freisprüche. Der Prozess dauert voraussichtlich bis Donnerstag.


Quelle: SDA - 01.04.2014

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