Fachärzte fordern Hepatitis-C-Medikamente für alle Patienten


BERN - Die ärztlichen Fachgesellschaften haben das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in einem offenen Brief kritisiert für das neue Regime zur Krankenkassenpflicht für Hepatitis-C-Medikamente. Eine Einschränkung auf bestimmte Patientengruppen führe zu einer Diskriminierung der anderen, schreiben die Experten, die das BAG in dieser Frage beraten haben.

"Wir können beispielsweise einem Patienten, welcher durch Blutprodukte mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert wurde, oder einer jungen Frau, welche eine Schwangerschaft plant, nicht plausibel erklären, wieso wir diese chronische Infektion nicht behandeln dürfen", schreiben sie an das BAG sowie an "die Vertreter der Pharmaindustrie".

Zweifelhafte Generika

Die Beschränkung führe in vielen Fällen dazu, dass die behandelnden Ärzte für ihre Patienten nicht die "medizinisch beste Option" wählen könnten. Tun sie es doch, dann gehe dies "mit einem massiven administrativen Mehraufwand in den Verhandlungen mit den Krankenversicherern einher".

Oder aber die Patienten suchen in ihrer Verzweiflung nach Wegen, doch an ein Medikament zu kommen - um sich dabei zumindest nicht gleich finanziell zu ruinieren: "Die Zahl der Patienten, die selber aus Verzweiflung Generika aus Indien importieren, nimmt zu. Diese Praxis ist risikoreich und nicht mit unseren Qualitätsstandards zu vereinbaren".

Heilungschance: 90 Prozent

In den vergangenen drei Jahren seien mehrere Medikamente zugelassen worden, die sehr gut verträglich seien. Diese Therapien "heilen die Hepatitis-C-Infektion bei mehr als 90 Prozent der Behandelten".

Doch die Therapien sind teuer. Zurzeit werden gemäss den Fachärzten nur Patienten mit schweren Leberschäden oder schweren Krankheitssymptomen damit behandelt.

Der Bund möchte dies ändern. Ende Oktober hatte das BAG erklärt, es wolle, dass die Kassen auch für HIV-Positive, Personen mit Hepatitis B, Drogenabhängige und erfolglos behandelte Hepatitis C-Patienten die neuen Medikamente übernehmen. Doch zuerst wolle es eine Preissenkung erreichen.

Zulassung für alle

Die ärztlichen Fachgesellschaften begrüssten die erweiterte Anwendung der Medikamente zwar. Doch die internationalen Behandlungsrichtlinien befürworteten eine Behandlung der Hepatitis C unabhängig von der Schwere der Krankheit, schreiben sie. In Australien und "wohl bald auch in Frankreich" werde dies bereits so gehandhabt.

Die Fachärzte rufen BAG und Pharma dazu auf, sich rasch zu einigen, "sodass für das Jahr 2017 Preise festgelegt werden können, welche die Behandlung für alle ermöglichen".

Den Brief unterschrieben haben Hansjakob Furrer und Andri Rauch von der Gesellschaft für Infektiologie, der Präsident der Gesellschaft für Gastroenterologie, Beat Müllhaupt, der Präsident der Schweizerischen Vereinigung für das Studium der Leber, Andrea de Gottardi, der Präsident der Schweizerischen Expertengruppe für virale Hepatitis, Philip Bruggmann, sowie Jan Fehr, Co-Präsident der Arbeitsgruppe Klinik und Therapie HIV der Eidg. Kommission für sexuelle Gesundheit.


Quelle: SDA - 07.11.2016

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