Kinder-Screening auf Diabetes-Risiko könnte sinnvoll werden


BERLIN - In Zukunft könnte ein breites Screening von Kindern auf ein Risiko für Typ-1-Diabetes sinnvoll werden. Diese Krankheitsform beruht nämlich auf Autoimmunprozessen, die man im Blut leicht feststellen kann.

In den USA wurde vor kurzem ein erstes Medikament zugelassen, das den Ausbruch der Erkrankung zumindest verzögern kann, hiess es an einer Pressekonferenz aus Anlass des Deutschen Diabetes Kongresses 2023. Am Kongress diskutieren führende Experten den aktuellen Stand der Forschung zum Typ-1-Diabetes, ehemals juveniler Diabetes genannt.

Etwa vier von 1000 Kindern erkranken daran. Die Trends zeigen stark nach oben. Bis 2040 dürfte sich die Zahl der Betroffenen verdoppeln. Aktuell ist Typ-1-Diabetes bereits die häufigste chronische Stoffwechselerkrankung in der Altersgruppe bis zu 20 Jahren.

"Typ-1-Diabetes ist nicht heilbar, lässt sich aber mit den modernen Methoden der Insulintherapie gut behandeln", sagte Andreas Neu, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Dennoch bleibe für die Betroffenen und deren Familien die massiven Belastung durch eine chronische Erkrankung.

Während bei dem viel häufiger auftretenden Typ-2-Diabetes zu Beginn vor allem eine Lebensstiländerung (etwa Gewichtsabnahme) und dann zumeist oral einnehmbare Arzneimittel zur Blutzuckersenkung eingesetzt werden, sind Typ-1-Diabetiker sofort nach Ausbruch der Erkrankung auf Insulin angewiesen.

Medizinisch-ethische Fragen

Hier könnte sich ein Paradigmenwechsel abzeichnen. Am Kongress diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Chancen, Risiken und ethische Aspekte eines derzeit in Studien erprobten Antikörperscreenings, das bei Kindern eine in der Zukunft auftretende Diabeteserkrankung nachweisen soll. Die Antikörper, die die Betazellen des Pankreas angreifen, sind nämlich bereits längere Zeit vor Krankheitsbeginn im Blut nachweisbar.

"Die Früherkennung dieser Risikopatientinnen und -patienten könnte ausserdem in eine die Erkrankung verzögernde Therapie mit einem monoklonalen Antikörper münden, die in den USA bereits zugelassen ist", schrieb die Deutsche Diabetes Gesellschaft.

Laut Neu, Spezialist für Typ-1-Diabetes an der Universitäts-Kinderklinik in Tübingen, besteht durch ein in Studien bereits durchgeführtes Antikörperscreening die Möglichkeit, bei Kindern ein künftiges Erkrankungsrisiko zu identifizieren, lange bevor erste Symptome auftreten und die Krankheit ausbricht.

Seit Kurzem in den USA zugelassen und in Europa beantragt ist gemäss Neu die Gabe des monoklonalen Antikörpers Teplizumab. Dieser habe in Studien die Manifestation der Erkrankung nicht verhindern, aber um einige Jahre verzögern können.

Vor einem Screening muss zunächst eindeutig geklärt werden, welchen Nutzen eine solche Früherkennung für die betroffenen Kinder und deren Familien tatsächlich hat. Unter anderem stellt sich die Frage, ob der Einsatz von Teplizumab zur Krankheitsverzögerung einen echten Gewinn darstelle, weil damit bei noch gesunden Kindern auch ein starker Eingriff in das Immunsystem erfolge.

Oft zu späte Diagnose

Der monoklonale Antikörper bindet an der CD3-Oberflächenstruktur von T-Lymphozyten, die damit ausgeschaltet werden. Das führt zu einer Hemmung des Immunsystems und blockiert damit auch die falsch entstandene Abwehrreaktion gegen die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. In klinischen Studien konnte damit bei Hochrisikopersonen der Ausbruch von Typ-1-Diabetes um rund zwei Jahre verzögert werden.

Bei Kindern wird Typ-1-Diabetes noch immer oft sehr spät diagnostiziert. Das erfolgt laut den deutschen Expertinnen und Experten häufig erst bei Auftreten einer schweren und gefährlichen Stoffwechselentgleisung, der sogenannten diabetischen Ketoazidose als medizinischem Notfall.

Quelle: SDA / Keystone - 13.05.2023, Copyrights Bilder: Adobe Stock/© 2023 Pixabay

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