Krebspatienten in Osteuropa haben schlechtere Überlebenschancen
LONDON - Die Überlebenschancen von erwachsenen Krebspatienten in Osteuropa sind noch immer wesentlich niedriger als in den meisten westlichen Staaten des Kontinents, darunter die Schweiz. Insgesamt bessert sich die Prognose in Europa, wie eine internationale Forschergruppe im britischen Fachblatt "The Lancet Oncology" berichtet.
Die Wissenschaftler werteten Daten von rund zehn Millionen Patienten in Europa aus, bei denen zwischen 2000 und 2007 Krebs diagnostiziert worden war. Besonders in mittel- und südeuropäischen Ländern, darunter die Schweiz, lebten fünf Jahre nach einer Diagnose noch überdurchschnittlich viele Menschen.
Beim Hautkrebs lag die Schweiz mit Nordirland mit über 90 Prozent Überlebensrate sogar an der Spitze. In Bulgarien überlebten dagegen nur 50 Prozent der Hautkrebspatienten die ersten fünf Jahre nach der Diagnose.
Bei Brustkrebs waren hierzulande nach diesem Zeitraum noch 85 Prozent der Frauen am Leben, im Vergleich zu 74 Prozent in Osteuropa. Besonders schlechte Aussichten hatten fast überall Menschen mit Lungenkrebs. Nach fünf Jahren lebten nur noch gut 15 Prozent der Patienten in der Schweiz.
Lücke zwischen Ost und West
Insgesamt hatten Patienten aus Osteuropa eine schlechtere Prognose als die meisten Westeuropäer - auch wenn sich die Lücke langsam schliesst. Die Wissenschaftler erklären die Unterschiede unter anderem mit verschieden hohen Ausgaben im Gesundheitswesen.
"Länder, in denen der Staat mehr Geld ins Gesundheitssystem steckte, hatten im Schnitt eine höhere Überlebenschance als Länder, die weniger ausgaben", schreiben sie. Doch auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Faktoren sowie der Lebensstil und der generelle Gesundheitszustand von Bevölkerungsgruppen spielten eine Rolle.
Bessere Vorsorge
Die Forscher berichten, dass die Überlebenschancen in Europa insgesamt stiegen. "Das spiegelt Fortschritte bei der Krebsvorsorge und bei der Behandlung wieder", sagte Studienleiterin Roberta De Angelis vom Nationalen Gesundheitsinstitut in Rom in einer Mitteilung des Journals.
Trotz der besseren Situation im Westen war die Prognose in Grossbritannien, Irland und Dänemark bei den meisten Krebsarten schlechter als im europäischen Durchschnitt. Das läge vor allem an späten Diagnosen, vermuten die Wissenschaftler.
Auf den britischen Inseln waren lediglich 17 Prozent der Patienten mit Magenkrebs fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben. In Dänemark waren es sogar nur 16 Prozent. In der Schweiz war der Anteil dieser Erkrankten, die die ersten fünf Jahren überlebten, mit 32 Prozent doppelt so hoch. Der europäische Durchschnitt lag bei 25,1 Prozent.
Quelle: SDA - 04.12.2013