Krebstherapie: Das Immunsystem zurückerobern


LAUSANNE - Eine besonders perfide Eigenschaft von Tumoren ist, dass sie Zellen des Immunsystems kapern und für sich arbeiten lassen können. Forschende der ETH Lausanne (EPFL) berichten, wie man den Spiess umdrehen und diese gekaperten Zellen gegen den Tumor einsetzen kann.

Die Wissenschaftler um Michele De Palma von der EPFL haben einen Weg entdeckt, wie sich die gekaperten Immunzellen - Makrophagen genannt - wieder umprogrammieren lassen, teilte die Hochschule am Montag mit. Dadurch könne man die Makrophagen dazu bringen, das Immunsystem anzuregen, um den Tumor zu bekämpfen.

Makrophagen sind Immunzellen, die den Körper vor Krankheitserregern wie Bakterien schützen, aber auch die Organentwicklung und Wundheilung unterstützen. Wenn ein Tumor entsteht, versuchen diese Zellen zunächst, ihn zu bekämpfen. Allerdings kann der Tumor sie oft kapern und zu sogenannten "Tumor-assoziierten Makrophagen" (TAM) machen.

Anstatt den Tumor zu bekämpfen, verteidigen die TAM ihn sogar noch gegen das Immunsystem. Das ist insbesondere für Immuntherapien ein Problem - also Therapien, bei denen das Immunsystem gegen den Tumor eingesetzt wird. Die Fähigkeit, Makrophagen zu vereinnahmen, kommt bei verschiedenen Krebsarten vor und ist eine der grössten Hürden bei der Therapie, schrieb die EPFL.

Drastische Umprogrammierung

Die Forschenden um De Palma veränderten TAM gentechnisch so, dass sie bestimmte Steuerungsmoleküle nicht mehr produzieren konnten: sogenannte Mikro-RNAs. Das Ausschalten dieser Mikro-RNAs führte zu einer drastischen Umprogrammierung der TAM: Die Zellen signalisierten im Tierversuch plötzlich wieder die Anwesenheit eines Tumors, sodass das Immunsystem ihn attackierte.

So verhinderten diese neu programmierten Makrophagen sogar, dass Krebszellen den Tumor verliessen, um andernorts im Körper Tochtergeschwüre zu bilden. Wie die Forschenden im Fachjournal "Nature Cell Biology" berichten, haben sie sogar eine ganz bestimmte Familie von Mikro-RNAs im Verdacht, der Schlüssel für die Rückeroberung der Makrophagen zu sein.

Damit ergebe sich ein neuer Ansatzpunkt, um die Effizienz von Immuntherapien zu erhöhen und Krebs wirkungsvoller zu bekämpfen, heisst es in der Mitteilung. Die Wissenschaftler seien bereits dabei, entsprechend zielgerichtete Wirkstoffe zu entwickeln. Die soeben veröffentlichte Studie beruhte auf einer Zusammenarbeit mit den Roche Forschungszentren in Basel und München.


Quelle: SDA - 13.06.2016

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