Künstliche Bauchspeicheldrüse bewährt sich im Spital
BERN / CAMBRIDGE - Eine künstliche Bauchspeicheldrüse kann das Diabetesmanagement im Spital verbessern. So wiesen Patienten damit häufiger einen idealen Blutzuckerwert auf als mit der herkömmlichen Therapie, wie eine Studie aus Bern und Cambridge zeigt.
Für ihre Untersuchung rekrutierten Lia Bally und Christoph Stettler von der Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie, Ernährungsmedizin und Metabolismus des Inselspitals Bern 136 stationäre Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes in Bern und Cambridge. Im Schnitt hat etwa jeder fünfte hospitalisierte Patient mit einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel zu kämpfen. Um optimal zu genesen, ist eine stabile Blutzuckereinstellung wichtig.
Dies ist aber im Spital eine grosse Herausforderung. Denn akute Krankheiten, Veränderungen in der Ernährung, die Einnahme von Medikamenten und medizinische Behandlungen führen zu raschen Änderungen des Insulinbedarfs und zu Schwankungen des Blutzuckers. Ein künstliches Pankreas scheint laut der in Zusammenarbeit mit der Universität Cambridge entstandenen Studie Abhilfe schaffen zu können.
Weniger Schwankungen
Die Studienteilnehmenden erhielten entweder die herkömmliche Therapie, bei der der Blutzucker manuell nachgemessen und Insulin gespritzt wird, oder die Behandlung mit der künstlichen Bauchspeicheldrüse. Diese besteht aus einem kontinuierlichen Glukosesensor, einer Insulinpumpe und einem Kontrollalgorithmus. Dieser reguliert die Insulinabgabe je nach Blutzuckerwert in einem geschlossenen Regelkreis und stellt den Blutzucker autonom ein.
Patienten, die vom künstlichen Pankreas versorgt wurden, hatten fast viermal öfter einen idealen Blutzuckerwert als Patienten mit der herkömmlichen Therapie, wie die Forschenden in der Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" berichten. Werte oberhalb des Zielbereichs wurden um ein Viertel reduziert und der Blutzuckerverlauf zeigte signifikant weniger Schwankungen.
Prompte Reaktion
"Der grosse Vorteil des künstlichen Pankreas liegt in der prompten Reaktion auf einen veränderten Insulinbedarf", wird Lia Bally in einer Mitteilung des Inselspitals zitiert. Dabei spritze die Maschine nicht mehr Insulin, als in der herkömmlichen Behandlung eingesetzt wird. Auch zu vermehrten Unterzuckerungen kam es mit der neuen Therapie nicht.
Damit habe sich das künstliche Pankreas für die Anwendung im Spital als praktikabel und sicher erwiesen, so die Studienautoren. Nun gehe es darum zu untersuchen, ob sich die verbesserte Blutzuckerkontrolle durch die künstliche Bauchspeicheldrüse auf die Genesung der Patientinnen und Patienten auswirkt.
Notiz:
Fachartikelnummer DOI: 10.1056/NEJMoa1805233
Quelle: SDA - 26.06.2018, Copyrights Bilder: Fotolia.com