Masern-Erkrankungen ein Problem in vielen Ländern


BERLIN - Die Weltgesundheitsorganisation kämpft für die baldige Ausrottung der Masern. Doch davon scheinen viele Länder weit entfernt zu sein. Ausbrüche in den USA und Europa lassen Diskussionen um eine Impfpflicht wieder aufflammen.

Neue Krankheitsfälle, sinkende Impfbereitschaft: Eine Impfpflicht zur Ausrottung der Masern wird in mehreren europäischen Ländern und den USA diskutiert.

In einigen Regionen hat die gefährliche Kinderkrankheit, die auch Erwachsene treffen kann, wieder zugenommen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Eine Impflicht lehnen die meisten Experten jedoch ab.

Impfpflicht "kein Tabu"

In Berlin grassieren die Masern derzeit sehr stark. Ein kleiner Knabe ist an den Folgen der Virusinfektion gestorben.

Die deutsche Regierung setzt trotz des Ausbruchs vorerst auf Beratung. Für Gesundheitsminister Hermann Gröhe ist eine Impfpflicht "kein Tabu", sie stehe aber jetzt nicht an. Ähnlich äusserte sich Bundesjustizminister Heiko Maas: Er halte eine Impfpflicht für "rechtlich nicht ausgeschlossen", sagte der SPD-Politiker der "Bild"-Zeitung (Mittwoch). Sie sollte aber letztes Mittel sein.

Unterschiedliche Impfquoten

BULGARIEN: Hier gilt eine Impfpflicht gegen Masern. Geimpft wird zunächst im 13. Lebensmonat und dann noch einmal im 12. Lebensjahr. Beide Impfungen sind Pflicht. Darüber wird nicht diskutiert.

DEUTSCHLAND: Bei Kindern haben sich die Impfquoten seit dem Jahr 2000 erheblich verbessert, wie Untersuchungen zum Schulbeginn belegen. Bei der Erstimpfung liegen sie heute bei 96,7 Prozent, beim zweiten Piks bei 92,4. Aber erst ab 95 Prozent kann eine Eliminierung der Krankheit langfristig gelingen. "Insgesamt ist der Impfstatus in der Bevölkerung weiterhin zu gering", sagte Anette Siedler vom Robert Koch-Institut.

ITALIEN: In Italien gibt es keine Impfpflicht gegen Masern. Die Impfquote bei Zweijährigen lag bei etwa 90 Prozent, jedoch beziehen sich die Daten auf die erste Impfung, vollständige Angaben zur zweiten gibt es nicht. Die Impfbereitschaft ist zuletzt gesunken.

FRANKREICH: Nach dem Berliner Todesfall wird das Thema in Frankreich intensiver diskutiert. Von 2008 bis 2012 gab es nach offiziellen Angaben mehr als 23'000 Fälle von Masern in Frankreich, fast 15'000 davon allein in 2011 mit zehn Todesfällen. 2013 wurden noch 259 Fälle gemeldet, 2014 waren es 267. Der Anteil mit zweifach geimpften Menschen ist gestiegen, wird aber vom nationalen Gesundheitsinstitut Inpes als unzureichend angesehen. 2009 lag der Anteil bei den bis zu 15-Jährigen bei 83,9 Prozent (95,5 Prozent mit einer Impfung).

NIEDERLANDE: Hier gibt es zwar keine Impfpflicht, doch nehmen die meisten Eltern am umfangreichen staatlichen Impfprogramm für Kinder teil. Gut 95 Prozent der Kinder sind gegen Masern geimpft. Nach Informationen der Gesundheitsbehörden erkranken jährlich etwa zehn Kinder an Masern. Vor gut einem Jahr brach eine Masern-Epidemie aus, betroffen waren Kinder orthodox-protestantischer Eltern, die Impfungen aus Glaubensgründen ablehnen. Über 2600 Menschen wurden krank, 182 mussten in Spitälern behandelt werden, eine 17-Jährige starb.

ÖSTERREICH: Eine Impfpflicht besteht nicht und wird weitgehend abgelehnt, so auch von der Ärztekammer des Landes. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wäre eine Impfpflicht verfassungswidrig. Die Zahl der Masern-Fälle ist in Österreich gestiegen. Allein im Januar und Februar wurden nach Angaben der Medizinischen Universität Wien bereits 47 Fälle gezählt. Im gesamten Vorjahr waren es 114. Die Durchimpfungsrate bei Kleinkindern liegt bei 95 Prozent. Impflücken gibt es bei den 15- bis 35-Jährigen.

RUMÄNIEN: Hier ist in den vergangenen Tagen eine Diskussion über das generelle Impfen von Kindern entbrannt, obwohl es keine Epidemie gibt. Kritik an Impfungen üben unter anderem viele Priester, aber auch einige Ärzte, die Naturheilkunde in Kombination mit religiösen Ritualen anwenden. Ihre Argumente lauten: Masern, Mumps und Röteln seien ungefährlich, und das Impfen nütze nur der Pharmaindustrie.

SCHWEIZ: Die Schweiz hat sich wie viele Länder verpflichtet, die Masern zu eliminieren und dafür 2012 eine nationale Strategie ausgearbeitet. Bis Ende 2015 sollte die Krankheit hierzulande ausgerottet sein. Eine Impfpflicht besteht nicht. Die Bereitschaft zu den zwei empfohlenen Impfungen sei jedoch recht gross, so dass die WHO-Vorgabe - eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent - näher rücke, heisst es beim Bundesamt für Gesundheit. In der Gruppe der zwei- bis achtjährigen Kinder haben bislang 86 Prozent beide Impfdosen erhalten. Bei den 16-Jährigen bereits 89 Prozent. Schlechter sieht es aber bei den Nachholimpfungen für Erwachsene aus.

SPANIEN: Hier gibt es ebenfalls keine Impfpflicht. Der Masern-Schutz gehört aber zum Standardprogramm von Impfungen für Kinder. 2005 waren Masern - bis auf wenige Ausnahmefälle - aus Spanien fast verschwunden. In letzter Zeit gibt es jedoch vermehrt Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen. Dadurch nahm die Zahl der Fälle in jüngster Zeit wieder zu. Vor vier Jahren waren an einer Schule in Granada mehrere Masern-Fälle aufgetreten. Daraufhin entschied ein Gericht, dass die 30 Kinder, die nicht geimpft waren, die Impfung nachholen mussten.

UNGARN: Das Land hat eine Impfpflicht gegen Masern. Die Kinder werden im Alter von 15 Monaten geimpft. Die Impfung wird im Alter von elf Jahren wiederholt. Seit 1990 sind in Ungarn keine Todesfälle wegen Masern vorgekommen.

USA: Neue Ausbrüche haben auch in den USA die Debatte über eine Impfpflicht wieder aufflammen lassen. In "Disneyland" habe jemand vermutlich aus Übersee im Dezember die Masern eingeschleppt, so die US-Gesundheitsbehörde CDC. Insgesamt 118 Masern-Fälle gab es allein infolge dieser Infektion bislang. 2014 gab es der CDC zufolge 644 Masern-Fälle - so viele wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr, als die Krankheit in den USA eigentlich für ausgerottet erklärt worden war. Die meisten Schulen schreiben die Impfung vor. Viele Bundesstaaten lassen aber Ausnahmen aus religiösen oder moralischen Gründen zu. Zehntausende Eltern haben davon Gebrauch gemacht - meist entweder aus Argwohn gegen die Regierung oder Pharmaindustrie oder aus religiösen Gründen. Insgesamt sind nach Schätzungen von Ärzten rund ein Zehntel der Kinder in den USA nicht ausreichend geschützt.

Mehr: Masern

Quelle: SDA - 25.02.2015

Gesucht

Erfahrene/r Pharma-Assistent/in in Berikon
Pharma-Assistent/in in Brugg
Apotheker/in in Horgen
Apotheker als Springer/in in Bern

Letzte News

Newsletter