Medikamente: "Fehleranfälligster Teil der medizinischen Versorgung"


FRANKFURT / BONN - Falsches Medikament, falsche Dosis, falsche Kombination - mit Arzneimitteln können leicht Fehler passieren, auch im Spital. Neue Strategien sollen das Risiko verringern.

Im Frankfurter Universitätsklinikum bekam unlängst eine Patientin nach einer Gelenk-Operation ihr Arthritis-Medikament einmal täglich statt einmal wöchentlich. Das war nicht tödlich, aber es gab Komplikationen. Lebensbedrohlich kann es aber werden, wenn zwei Medikamente etwa aufgrund einer Lieferumstellung plötzlich gleich aussehen.

"Arzneimitteltherapie ist der fehleranfälligste Teil der medizinischen Versorgung", sagt der Ärztliche Direktor der Frankfurter Uniklinik, Jürgen Schölmerich. Und das nicht nur im Spital: Zahlenmässig sind Fehler bei der Verschreibung oder der Anwendung von Medikamenten zu Hause sogar das viel grössere Problem.

Internationale Studien kämen zu dem Ergebnis, dass rund 80 Prozent aller Behandlungsirrtümer in Kliniken bei der Gabe von Medikamenten passieren, sagt Schölmerich. Je nach Schätzung kommt es bei zwei bis zehn Prozent aller Medikamentengaben im Krankenhaus zu Fehlern. Das reicht von eher unwichtigen wie die Einnahme zur falschen Uhrzeit bis zur potenziell tödlichen Verwechslung zweier gleichnamiger Patienten.

Fehler registrieren

In Frankfurt beschäftigt sich schon seit 2013 eine Arbeitsgruppe mit dem Thema Arzneimittelsicherheit. Fehler und Beinahe-Fehler der Mitarbeiter werden - anonym und freiwillig - in einem Register gesammelt. Ende des Jahres soll die Technik mithelfen, dass Menschen weniger Fehler machen: Alle Verordnungen werden als Teil der elektronischen Patientenakte in ein System eingespeist.

Das Computerprogramm schlägt Alarm, wenn der Patient das falsche Medikament bekommt, etwas nicht richtig dosiert ist oder sich verschiedene Präparate nicht miteinander vertragen. Neuester Baustein des Projekts: Patienten werden mit einem Flyer ermutigt, sich zu melden, wenn ihnen etwas komisch vorkommt.

Damit niemand zur falschen Packung greift, entscheidet sich die Klinik-Apotheke oft für jene Hersteller, deren Verpackungen möglichst unterschiedliche Farben haben. 2016 geht die Uniklinik vielleicht dazu über, die Medikamente für jeden einzelnen Patienten individuell zu verpacken und zu beschriften.

Ältere oder chronisch kranke Patienten sollten einen Medikamentenausweis bei sich tragen, aus dem hervorgeht, was sie einnehmen. Das empfiehlt auch das 2005 gegründete Aktionsbündnis Patientensicherheit.


Quelle: SDA - 30.03.2015

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