Medikamenten-Hochpreisinsel Schweiz besteht besonders bei Generika


BERN - Generika sind in der Schweiz immer noch doppelt so teuer wie im Ausland. Originalpräparate kosten hierzulande 9 bis 17 Prozent mehr als in neun europäischen Vergleichsländern, wie Santésuisse und Interpharma am Donnerstag an einer Medienkonferenz mitteilten.

"Wir geben in der Schweiz pro Jahr und Person 800 Franken für Medikamente aus", stellte Verena Nold, Direktorin des Krankenversicherungsverbandes Santésuisse, vor den Medien in Bern fest. Es sei breiter Konsens, dass etwas gegen die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen unternommen werden müsse.

Generell forderte sie eine jährliche Anpassung aller Medikamentenpreise, statt nur von einem Drittel. Damit könnten 100 Millionen Franken eingespart werden. Diesem Ansinnen erteilte jedoch postwendend der Interessenverband der forschenden Pharmafirmen Interpharma eine Absage.

Festbetragssystem als Chance

Sehr viel Sparpotenzial sieht Santésuisse in einer Umsetzung der von Gesetzes wegen vorgesehenen Kostengünstigkeit. Das würde bedeuten, das bei gleichem Wirkstoff und gleicher Darreichungsform nur der günstigere Preis von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung bezahlt würde (=Festbetragssystem).

Die Stiftung für Konsumentenschutz stösst ins gleiche Horn: Sie kritisiert in einer Mitteilung vom Donnerstag die immer noch deutlich zu hohen Medikamentenpreise. Sie fordert, dass austauschbare Generika in Gruppen zusammengefasst und pro Gruppe ein Preis festgelegt werden sollte, der dann von den Kassen vergütet werde.

Den grössten Handlungsbedarf ortet Santésuisse bei patentabgelaufenen Medikamenten und Generika. Mit einem griffigen Festbetragssystem, dem Abbau von Markteintrittsbarrieren und der schnellen Zulassung könnten Generika gefördert werden. Es stelle sich die Frage, warum Generika bei einer Auslandzulassung nicht auch automatisch in der Schweiz zugelassen seien.

Nold illustrierte die grosse Kostenersparnis durch Generika an einzelnen Beispielen, bei denen der Preis für den gleichen Wirkstoff die Hälfte oder noch weniger als das Originalpräparat betrug. 400 Millionen Franken könnten laut Santésuisse durch diese diversen Massnahmen gespart werden. Zusammen mit den bereits erwähnten 100 Millionen seien das "1,6 Prozent Prämieneinsparung. Pro versicherte Person bedeutet das rund 60 Franken Prämien weniger pro Jahr", sagte Nold.

"Doppelter Sonderfall Schweiz"

Gute Nachrichten verbreitete René Buholzer, Geschäftsführer des Interessenverbandes der forschenden Pharmafirmen. Wegen der Preissenkungsrunde 2017 gebe es bei den patentgeschützten Medikamenten real praktisch keine Preisdifferenz zum Ausland mehr. Preisunterschiede seien primär wechselkursbedingt. Neue, innovative Medikamente seien heute nicht mehr teurer als im Durchschnitt von neun europäischen Ländern.

Buholzer beschwor einen "doppelten Sonderfall Schweiz". Erstens seien die Medikamentenpreise hierzulande im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern seit 2005 massiv gesunken. Zweitens seien diese Preise als einzige im Schweizer Gesundheitswesen in den letzten 20 Jahren zurück gegangen.

Der Interpharma-Geschäftsführer gab zudem zu bedenken, dass auch Alltagsprodukte in der Schweiz teurer seien als im Ausland. Bei Nahrungsmitteln betrage der Preisunterschied kaufkraftbereinigt 35 Prozent, bei Kleidern 21 Prozent und bei Haushaltgeräten 13 Prozent.

Die Pharmaindustrie leiste einen gewichtigen finanziellen Beitrag zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen, betonte Buholzer. Im vergangenen Jahr habe die Pharmaindustrie 300 Millionen Franken an Kosten gespart, das seien schmerzhafte Einsparungen für die Branche.

Besonders hohe Generikakosten

Untersucht wurden beim Auslandpreisvergleich 2017 die rund 250 umsatzstärksten patentgeschützten Originalpräparate der Spezialitätenliste auf der Basis eines Wechselkurses von 1,09 Franken je Euro. Beim letzten Preisvergleich im September 2016 waren die patentgeschützten Medikamente bei einem Wechselkurs von 1,07 Franken je Euro noch 14 Prozent teurer gewesen.

Kaum verändert hat sich der Preisunterschied zum europäischen Ausland hingegen bei den Generika. Er beträgt nach wie vor 52 Prozent, nach 53 Prozent beim letzten Vergleich im September 2016. Die Generikapreise sind damit im Ländervergleich am höchsten.

Originalpräparate, deren Patent abgelaufen ist, waren laut der neusten Untersuchung 17 Prozent teurer als im Durchschnitt der Vergleichsländer. Beim letzten Vergleich waren sie im Ausland um einen Fünftel günstiger erhältlich gewesen.


Quelle: SDA - 31.05.2018, Copyrights Bilder: Fotolia.com

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