Neurowissenschaften - Halluzinationen bei Parkinson-Patienten sind ein Warnsignal
BERN - Halluzinationen sind ein frühes Zeichen für einen schnellen kognitiven Zerfall bei Parkinson. Patientinnen und Patienten mit frühen Halluzinationen zeigten in einer Studie nach fünf Jahre einen höheren Grad an kognitivem Verfall.
"Wir wissen jetzt, dass frühe Halluzinationen bei der Parkinson-Krankheit ernst zu nehmen sind", sagte Olaf Blanke, Neurowissenschaftler an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) in einer Mitteilung der Hochschule vom Donnerstag.
Für die Studie analysierten die Forschenden der EPFL und des Spitals Sant Paolo in Barcelona (ES) die Daten von 75 Parkinson-Patientinnen und -Patienten im Alter zwischen 60 und 70 Jahren. Nach fünf Jahren war das Ausmass des kognitiven Abbaus bei Patientinnen und Patienten mit Halluzinationen signifikant grösser. Bei klinisch und demografisch ähnlichen Patientinnen und Patienten bestand der einzige Unterschied laut den Forschenden darin, dass die eine Gruppe früh Halluzinationen hatte und die andere nicht. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Nature Mental Health" veröffentlicht.
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Präsenz-Halluzinationen
Parkinson wird traditionell als eine Bewegungsstörung mit motorischen Symptomen wie einem Zittern der Hände definiert. Halluzinationen sind als Symptom aber weit verbreitet. Etwa die Hälfte aller Parkinson-Patienten erlebt solche, wie die EPFL schrieb. Bei einem von drei Parkinson-Patienten treten diese demnach noch vor dem Auftreten motorischer Symptome auf.
Besonders verbreitet seien in frühen Phasen einer Parkinson-Erkrankung sogenannte Präsenz-Halluzinationen, hiess es von der EPFL weiter. Also das Gefühl, dass etwas oder jemand physisch in der Umgebung präsent ist, obwohl dies in Wirklichkeit nicht der Fall ist. Komplexe visuelle Halluzinationen treten normalerweise in einem späteren Stadium der Erkrankung auf.
Neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson werden laut den Forschenden oft erst dann entdeckt, wenn es schon zu spät und die Krankheit so weit fortgeschritten ist, dass Therapien nur noch begrenzt wirken. Mit der Suche nach frühen Anzeichen für eine schweren Verlauf von Parkinson wollen die Forschenden schlussendlich an diesem Punkt ansetzen.
Quelle: SDA / Keystone - 29.06.2023, Copyrights Bilder: Adobe Stock/© 2023 Pixabay