Pädiatrie, die Kaffeelöffel als Dosierhilfe für Medikamente sollten verbannt werden


WASHINGTON - Gemäss der amerikanischen Gesellschaft für Pädiatrie (American Academy of Pediatrics), sollten Kaffeelöffel zur Dosierung von Medikamenten in der Pädiatrie nicht mehr verwendet werden. Anders gesagt, von einer Einnahme eines Hustensaftes oder eines Antibiotikasaftes mit einem Suppen- oder Kaffeelöffel wird bei Kindern stark abgeraten. Die Gefahr einer Überdosierung ist zu gross. In den USA gelangen pro Jahr 70‘000 Kinder auf den Notfall wegen einer Überdosierung von Medikamenten.

Dosierhilfen

Die amerikanische Akademie für Pädiatrie (AAP) hat am 30. März 2015 eine Mitteilung gemacht, die den Eltern, Ärzten und Apothekern empfiehlt, nur Dosierhilfen zu verwenden, wenn Kindern flüssige Medikamente abgegeben werden. Das Ziel dieser neuen Anweisung ist es, dass die Kinder die richtige Dosierung erhalten. Die Mitteilung erfolgte nach einer publizierten Studie in der Zeitschrift Pediatrics im April 2015.

Dosis wird sehr schnell toxisch

Das Problem mit dem Kaffee- oder Suppenlöffel, den man in der Küche findet, ist die grosse Variation der Grössen. Sie sind nicht genau genug, um ein Medikament zu dosieren. Gemäss Dr. Ian Paul, Pädiater dieser Studie: „Für Kinder und Kleinkinder wird ein kleiner Fehler- insbesondere wenn es mehrmals eine mehrfache Dosis erhält- sehr schnell toxisch. Ein Suppenlöffel entspricht normalerweise 3 Kaffeelöffel.

In den USA entstehen diese Fälle von Überdosierungen vor allem durch eine schlechte Interpretation der Messung in ml, aber auch durch die Verwendung des falschen Löffels (Suppen- statt Kaffeelöffel). Es kann in diesem Fall zu einer 3 Mal höheren Dosierung kommen.

Es gibt nichts Besseres als ml

Forschungsarbeiten in den USA haben ergeben, dass die meisten Medikamente, die im OTC Bereich verkauft werden, in der Verpackung einen eigenen Löffel mit Masssystem haben. Diese Löffel sind aber oft graduiert durch das Verwenden des Logos oder Piktogramms eines Kaffeelöffels, anstatt einfach die ml anzuzeigen. Durch dieses System gibt es öfters Fehler des Pflegepersonals, aber auch der Eltern. Eine kürzlich veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass die Fehler mit Medikamenten bei den Eltern, die ein System mit ml verwendeten, viel seltener waren aber als bei Verwendung eines Kaffee-oder Suppenlöffels.

Und in der Schweiz ? Die Gefahr mit den Antibiotika

In der Schweiz ist die Situation nicht viel anders als auf der anderen Seite des Atlantiks, wie Van Nguyen, Apothekerin in Aigle (VD), erzählt. Gemäss Frau Nguyen: „Die Verwendung eines Kaffee-, Tee- oder Suppenlöffels ist bei den Ärzten noch sehr verbreitet. Bei bestimmten Medikamenten wie Antibiotika ist die Verwendung von falschen Dosiersystemen viel problematischer als bei z.B. Hustenmitteln, die nicht allzu sehr schädigen. Bei Antibiotika riskiert man, dass sich die Infektion verschlechtert und sich Resistenzen entwickeln, aber es besteht auch die Gefahr einer Überdosierung“.

Frau Nguyen erwähnt als Beispiel auch den Podomexef Sirup. Die Firma, die diesen Antibiotikasaft produziert, hat vor einiger Zeit die Spritze geändert. Früher war sie in ml graduiert, jetzt wird das Gewicht angegeben. Die Pädiater verschreiben normalerweise in ml. In diesem Fall muss der Apotheker die Spritze wechseln. Gemäss Frau Nguyen gibt noch ein weiteres interessantes Argument an. Ein Löffel wird von verschiedenen Menschen immer unterschiedlich gefüllt (z.B. füllt die Mutter und der Vater nicht gleich auf). Aufgrund dieser Alltagserfahrungen und auch im Sinne der amerikanischen Akademie für Pädiatrie sollte man flüssige Medikamente immer nur in ml abmessen.

Schlussendlich erinnert sie daran, dass der Apotheker die Dosierung (bei Antibiotika) immer nachrechnen sollte (in Abhängigkeit des Gewichtes) und den Kunden/Patienten gut informiert, wie viele ml er einnehmen muss.

Neue Empfehlungen der AAP (amerikanische Akademie für Pädiatrie)

Für die AAP, die die Empfehlungen für das Jahr 2015 neu geschrieben hat, muss man bei der Abgabe von flüssigen Medikamenten bei den Kindern immer ein metrisches Messsystem in ml verwenden, immer eine einfache Sprache brauchen und die Dosierung als Volumen angeben. Die Messsysteme wie ein Messlöffel oder eine Spritze, die man in der Packungsbeilage findet, sollten keine ungenauen Markierungen enthalten, die zu Verwirrungen führen können. Zudem dürfen sie nicht viel grösser sein, als die empfohlene Dosis (um eine Verdoppelung zu vermeiden). Zudem sollten die Firmen alles in ihren Beipackzetteln, Verpackungen und die Utensilien entfernen, was nicht in ml oder mit einem metrischen Dosiersystem angegeben ist.

Dr. Paul, der Verfasser der Mitteilung der AAP: «Wir verlangen ein einfaches und universelles Messsystem, das als Standard anerkannt ist und die Ärzte beeinflusst, wie sie die Medikamente verordnen, wie der Apotheker die flüssigen Arzneimittel sowie Messsysteme abgibt und wie die Firmen Ihre Packungsbeilagen und Instruktionen gestalten.“

14. April 2015. Von Xavier Gruffat (Apotheker). Quelle: Pressemitteilung der amerikanischen Akademie für Pädiatrie, Beitrag von Frau Van Nguyen (Apothekerin).

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