Schutz vor dem Virus - die Jagd nach Gesichtsmasken


ZÜRICH - "Unsere Vision: Eine Welt ohne Massenvernichtungswaffen" ist das Motto des Spiez Lab. Das staatliche Schweizerische Institut für ABC-Schutz soll das Land eigentlich vor atomaren, biologischen und chemischen Kampfstoffen schützen, doch zurzeit kämpft man im Kanton Bern gegen eine ganz andere Gefahr.


Das Spiez Lab sammelt Atemschutzmasken für die Behandlung von Coronavirus-Infizierten. Nach Schätzungen des US-Spitalverbandes brauchen Kliniken bis zu neunmal so viele Gesichtsmasken wie in einer gewöhnlichen Grippesaison.

Das Spiez Lab kauft nun Masken, deren offizielles Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist, und testet, ob sie trotzdem noch funktionieren. "Wenn ja, werden sie über Militär-Apotheken an das Gesundheitssystem weitergereicht", sagt Spiez-Lab-Sprecher Andreas Bucher.

Auf diese Weise sind 10,2 Millionen Masken zusammengekommen. Doch das ist selbst für die Schweiz mit ihren 8,6 Millionen Einwohnern ein Tropfen auf den heissen Stein. Der Bundesrat schätzt, dass das gerade einmal den Bedarf von zehn Tagen deckt.

In den USA, wo die Pandemie gerade besonders wütet, hat das Gesundheitsministerium erklärt, in den nächsten 18 Monaten 500 Millionen Masken für die nationale Notreserve kaufen. Doch das sei "nicht leicht", räumte selbst Präsident Donald Trump ein.

Wichtigster Lieferant für Gesichtsmasken ist China, wo das Coronavirus Anfang des Jahres als erstes ausgebrochen war. Dort läuft die Produktion gerade erst wieder an.

Beschäftigte im US-Gesundheitswesen haben bereits Aufrufe in sozialen Medien gestartet, um Masken und andere Schutzausrüstung zu bekommen. In Madrid hat der Ärzteverband Klage eingereicht, damit die regionale Gesundheitsbehörde den Medizinern Masken, Schutzbrillen und Kittel zur Verfügung stellt. Fast jeder zehnte Infizierte in Spanien ist Arzt oder Pfleger.

In den Niederlanden arbeitet - Stand Ende der vergangenen Woche - sogar fast ein Viertel der 3000 Infizierten im Gesundheitswesen. Auch dort fehlen Schutzmasken. Die Gesundheitsbehörde empfiehlt den Ärzten, die Masken zu waschen und wieder zu verwenden.

Schutzmasken statt Autositzbezüge

Man unterscheidet zwei Typen von Schutzmasken: zum einen die einfachen Stoffmasken, wie sie Chirurgen bei Operationen überziehen, zum anderen die medizinischen FFP-Masken ("filtering facepiece"), die auch die Tröpfchen filtern, über die das Virus übertragen wird.

Die grössten Hersteller dieser FFP-Masken, unter ihnen 3M, Owens & Minor, Cardinal Health und Medline, produzieren dem Beschaffungsdienstleister Vizient zufolge bereits viermal so viele Masken wie gewöhnlich. Und doch reichten die Vorräte vieler Spitäler nur für wenige Tage, sagt Vizient-Manager David Gilian.

Deshalb versuchen Regierungen weltweit neue Quellen für die Masken zu erschliessen. In Deutschland produziert Zettl Automotive aus dem niederbayerischen Weng normalerweise Sitzbezüge für BMW und Porsche. Jetzt hat die bayerische Staatsregierung bei dem Unternehmen eine Million FFP3-Gesichtsmasken für Spitäler bestellt; die ersten sind bereits ausgeliefert.

Der Filterhersteller Mahle und der Unterwäschehersteller Triumph haben sich für die Herstellung von FFP3-Masken zusammengetan. Mahle liefert den Filter, der Viren abfängt, Triumph produziert die Masken.

In Italien produziert der Luxusmodehersteller Prada mit. In Tschechien hat Styx seine Produktion komplett von Boxershorts und Unterhosen auf Masken umgestellt, wie Firmenchef Ruslan Skopal berichtet.

Diese einfachen Stoffmasken taugen zwar nicht für den Einsatz im Spital,vwie Benito Almirante vom Vall d'Hebron-Spital in Barcelona sagt. Trotzdem helfen sie: "Es ist besser, wenn sie zum Gang in den Supermarkt verwendet werden - dann bleibt das zertifizierte Material für das medizinische Personal."

Die grösste Hoffnung aber bleibt China. Von dort kommt die Hälfte des weltweiten Schutzmasken-Ausstosses. Im Februar musste der Hersteller Allmed Medical Products aus Shenzhen die gesamte Produktion noch bei der Regierung abliefern, seit vergangener Woche darf wieder exportiert werden.

Seither bricht eine Flut von Aufträgen aus dem Ausland über Allmed herein. Angenommen habe man aber nur Bestellungen aus Nordamerika und von Kunden, die man schon kenne oder von staatlichen Stellen, sagte ein Unternehmensvertreter.

Im Taucheranzug über die Grenze

Zahlreiche Staaten hatten in der Corona-Krise vorübergehend eine strengere Exportkontrolle für medizinisches Gerät erlassen. In der Türkei gab es in dieser Woche lokalen Medienberichten zufolge sogar Razzien bei Herstellern von Schutzmasken, um deren Lager zu räumen. In der Ukraine, wo noch ein Exportverbot gilt, nahmen Grenzschützer einen Mann in einem Taucheranzug fest, der versucht haben soll, Masken über einen Grenzfluss nach Rumänien zu schmuggeln.

Viele Hersteller der professionellen FFP-Masken würden gerne mehr liefern, stehen aber selbst vor einem Problem: Denn sie beziehen den Stoff, aus dem die meisten Virenfilter in den Masken bestehen - "schmelzgeblasenes Polypropylen" - zumeist von kleineren Zulieferern, deren Kapazitäten begrenzt sind.

"Einen Lieferanten zu finden, der nicht für die nächsten sechs Monate ausverkauft ist, ist schwer", sagt Christopher Dobbing, Gründer und Chef der britischen Cambridge Mask. Die Preise seien seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie um das 15-fache gestiegen. Die Nachfrage bei Cambridge Mask habe sich verzwölffacht, sagt Dobbing. Die Lieferzeit derzeit: acht bis zwölf Wochen.

Notiz:

Von Michael Shields, Carl O'Donnell, Roxanne Liu und Anthony

Deutsch, Reuters

Quelle: SDA / Keystone - 27.03.2020, Copyrights Bilder: © 2020 Pixabay

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