Schweiz - Krise nicht vor Mitte Mai zu Ende - Schutzmasken wieder erhältlich


BERN - Gesundheitsminister Alain Berset erwartet, dass die Corona-Krise in der Schweiz nicht vor Mitte Mai zu Ende sein wird. Bis Sonntagmittag gab es 14’336 bestätigte Fälle von Covid-19-Erkrankungen. Laut BAG starben 257 Menschen im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung.


Es sei verfehlt, zu denken, dass die epidemische Welle die Schweiz treffe, aber dann vorbeigehen und verschwinden werde, sagte Berset im am Samstag veröffentlichten Interview mit der Zeitung "La Liberté" und deren Partnerzeitungen.

Spezialisten sagten, dass das neuartige Coronavirus bleiben werde, hielt Berset fest. Nötig sei, eine Impfung zu entwickeln. Berset schloss eine Ausgangssperre nach dem Vorbild von Italien oder Frankreich nicht aus für den Fall, dass sich die Lage verschlechtern sollte.

Die Anzahl bestätigter Covid-19-Erkrankungen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein stieg auch am Wochenende weiter. Bis Sonntagmittag gab es 14’336 bestätigte Fälle, 1123 mehr als am Vortag. Laut BAG starben 257 Menschen im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung. Gemäss den von der Nachrichtenagentur Keystone-SDA starben bis Sonntagmittag gemäss aus den Kantonen bezogenen Zahlen insgesamt 298 Menschen.

280 Menschen müssen derzeit wegen einer Covid-19-Erkrankung künstlich beatmet werden. Das sagte Daniel Koch, Leiter Abteilung Übertragbare Krankheiten im Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Samstag vor den Bundeshausmedien. Das seien 280 Menschen, die um ihr Leben kämpften und hunderte Pflegende, die sich um sie kümmerten.

"Das ist für die Schweiz enorm viel", stellte Koch fest. Allerdings sei keine Intensivpflegestation voll ausgelastet, es könnten noch mehr Erkrankte künstlich beatmet werden. Er hoffe aber sehr, dass sich die Bevölkerung weiterhin diszipliniert verhalte.

Unterdessen werden bereits 20 Patienten aus Frankreich ab Sonntagabend in Schweizer Spitälern gepflegt. Das teilte Frédéric Journes, der französische Botschafter in der Schweiz im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Einige der Patienten sind auf künstliche Beatmung angewiesen.

Kein blockiertes Schutzmaterial mehr

Das Problem der in Deutschland und Frankreich blockierten Lieferungen von Schutzmaterial konnte inzwischen grösstenteils gelöst werden. Das sagte am Samstag Wirtschaftsstaatssekretärin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch. "Die meisten Waren sind entweder unterwegs oder bereits in der Schweiz angekommen."

Sorge bereiten ihr dafür die weltweit fehlenden Transportkapazitäten. Die Unternehmen müssten sich neu organisieren und neue Lieferwege für Transportgüter suchen, sagte Ineichen-Fleisch in Bern vor den Medien.

Die Staatssekretärin äusserte sich weiter zu den Voranmeldungen für Kurzarbeit. Bis Freitagabend seien 757'000 Gesuche von 59'000 Betrieben eingereicht worden. Das entspreche rund 15 Prozent aller Erwerbstätigen in der Schweiz.

Im Tessin sind zwei von fünf Arbeitnehmern von Kurzarbeit betroffen, wie Ineichen-Fleisch sagte. In einigen weiteren Kantonen betrage die Quote 20 Prozent und mehr. Besonders zu kämpfen haben die Branchen Gastronomie/Hotellerie, Kunst/Kultur, Transport und Handel.

Der Kanton Tessin erhielt am Samstag vom Bundesrat rückwirkend die Ermächtigung, wegen des grassierenden Coronavirus für bestimmte Branchen Betriebsschliessungen oder -einschränkungen anzuordnen. Die Sperrungen führt der Kanton nun bis zum 5. April weiter. Der Notstand bleibt gemäss Vitta bis am 19. April bestehen.

Die Coronakrise hat auch Folgen für die Arbeitslosenquote. Es seien 13'500 Personen mehr von Arbeitslosigkeit betroffen, sagte Ineichen-Fleisch. Viele Betriebe machten von den Notkrediten des Bundes Gebrauch: Bis Freitagabend seien rund 16'000 Kreditvereinbarungen abgeschlossen worden. Sie sprach von einem "sehr grossen Ansturm".

Maurer schliesst weitere Kredite nicht aus

Finanzminister Ueli Maurer ist überzeugt, dass die kleinen und mittleren Unternehmen von den Hilfsmassnahmen des Bundes profitieren können. Sollte die Krise in zwei bis drei Monaten nicht ausgestanden sein, sei aber klar, dass es mehr Mittel brauche, sagte er am Wochenende in Interviews.

"Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir den Kredit noch einmal erhöhen müssen", sagte Ueli Maurer in der Sendung "Samstagsrundschau" von Radio SRF. Gemeint ist das 20 Milliarden-Hilfspaket, mit dem der Bund Kredite absichert, welche die Banken von der Krise betroffenen Unternehmen gewähren.

Die 20 Milliarden Franken Garantie des Bundes seien eine Schätzung für die sofortigen Bedürfnisse der Wirtschaft gewesen. "Jetzt werden wir sehen, ob das aufgeht", sagte Maurer.

Die Hilfsmassnahmen seien am Donnerstag gestartet, zog Maurer im Interview mit dem "SonntagsBlick" eine vorläufige Bilanz. Über 30'000 Anträge seien eingegangen. Am Donnerstag und Freitag habe der Bund Bürgschaften von 4 Milliarden Franken garantiert. "Wenn es so weitergeht, sind wir in spätestens zehn Tagen ausgeschossen."

Situation an Grenze ist ruhig

Die Situation an der Schweizer Grenze ist derweil laut Christian Bock, Direktor Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV), ruhig. Die meisten hätten sich an das neue Regime gewöhnt.

"Es gibt aber Wermutstropfen: Einige Personen haben den Ernst der Lage immer noch nicht begriffen." Es sei derzeit "nicht die Zeit für Einkaufs- und Tanktourismus" in grenznahen Ausland, stellte Bock klar. Ebenso solle respektiert werden, "dass geschlossene Grenzgänge wirklich geschlossen sind". Durchfahren oder umfahren sei nicht erwünscht.

Bisher wurde 27'000 Personen die Einreise verweigert, das sei innert einer Woche eine Zunahme von 11'000 Fällen. In 250 Fällen seien Bussen in Höhe von 100 bis 300 Franken verteilt worden. Der Warenverkehr laufe normal.

Rund 3000 Armeeangehörige bleiben mindestens bis zum 30. Juni im Dienst. Das sagte Brigadier Raynald Droz am Samstag vor den Bundeshausmedien. Betroffen sind vier Spitalbataillone, acht Sanitätskompanien und zahlreiche Durchdiener von Sanitätsformationen, die im Kampf gegen das Coronavirus die zivilen Behörden unterstützen. Noch nicht entschieden sei, wie lange die Rekruten im Einsatz blieben, die derzeit eine Sanitäts-RS absolvierten.

Weitere Schweizer kehren zurück

Auch am Wochenende wurden weitere Schweizerinnen und Schweizer repatriiert. Bisher kehrten rund 1200 Reisende aus der Schweiz in vom Aussendepartement EDA gecharterten Flugzeugen in die Schweiz zurück. Die bisher letzten Reisenden kamen am Sonntag in zwei Flugzeugen aus Santiago de Chile und aus Algier.

Der Flug aus Chile war der vierte Schweizer Rückholflug aus Lateinamerika, nach Flügen aus Costa Rica, Kolumbien und Peru, wie das Aussendepartement mitteilte. Weitere Schweizer Reisende wurden aus Casablanca (Marokko) und Dakar (Senegal) zurückgebracht. In Peru holt ein Buskonvoi Festsitzende aus den Anden ab und bringt sie nach Lima.

Weitere Reisende werden am Dienstag erwartet, nachdem auf es auf einem deutschen Kreuzfahrtschiff vor Australien Corona-Erkrankungen gab. Für die 28 Passagiere aus der Schweiz sind Rückflüge bis Dienstag organisiert, wie Johannes Matyassy, Direktor der Konsularischen Direktion im Aussendepartement EDA, am Samstag vor den Bundeshausmedien sagte.

Quelle: SDA / Keystone - 29.03.2020, Copyrights Bilder: © 2020 Pixabay

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