Viele Spitalpatienten sind körperlich und psychisch krank
NEUENBURG - In mehr als jedem zehnten Fall weisen körperlich erkrankte Spitalpatienten auch psychische Störungen auf. Die Folgen sind längere Behandlungen und höhere Kosten. Das zeigt eine neue Studie des Gesundheitsobservatoriums.
Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) hat anhand der Daten der Akutspitäler erstmals untersucht, wie oft bei einer körperlichen Grunderkrankung auch eine psychische Nebendiagnose vorliegt. Demnach gab es 2016 über 123'000 Fälle sogenannter somatisch-psychischer Komorbidität, was 11,4 Prozent aller Spitalfälle entspricht.
Häufige psychische Begleiterkrankungen sind nach den am Freitag publizierten Zahlen Depressionen, akute Verwirrtheitszustände (Delire) und alkoholbedingte psychische Störungen. Besonders oft werden solche Nebendiagnosen bei Menschen mit Krebs, Herzproblemen und Gelenkkrankheiten festgestellt.
Die betroffenen Patientinnen und Patienten sind gemäss Obsan im Schnitt rund zehn Jahre älter als rein körperlich Erkrankte. Sie weisen auch einen wesentlich schlechteren Gesundheitszustand auf und kommen auf eine doppelt so hohe Zahl von Nebendiagnosen.
Aufwand steigt erheblich
Die mittlere Aufenthaltsdauer ist in diesen Fällen mit 9,6 Tagen deutlich länger als bei rein körperlichen Erkrankungen (5,1 Tage). Auch Wiedereinlieferungs- und Sterberaten sind etwa doppelt so hoch. Die von den Spitälern verrechneten Kosten erhöhen sich gegenüber Fällen ohne psychische Nebendiagnose um mehr als ein Viertel.
Um die Versorgungssituation in Akutspitälern zu verbessern, hält es Obsan für wichtig, Psychiater nicht nur beratend beizuziehen, sondern zu einem festen Bestandteil des Behandlungsteams zu machen. Der verstärkte Einsatz dieser sogenannten Liaisonpsychiatrie ist auch als Ziel in der Strategie "Gesundheit2020" des Bundesrates festgehalten.
Quelle: SDA - 19.01.2018, Copyrights Bilder: Fotolia.com