Welt - Österreich erschwert Einreisen aus Italien - Opferzahl steigt
BERLIN / ROM / WIEN - Im Kampf gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 werden europaweit immer mehr Kultur- und Sportveranstaltungen abgesagt. Österreich erschwert Einreisen aus der aufs ganze Land ausgeweiteten Sperrzone Italiens massiv. Die Zahl der Coronavirus-Toten in Italien steigt rasant: 631 Todesopfer wurden am Dienstag gemeldet.
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Das waren 168 mehr als am Vortag, teilten die regionalen Behörden am Montagabend in Mailand mit. Die Zahl der Infizierten kletterte auf 8514, am Vortag waren es noch 7985. 1004 Patienten sind inzwischen genesen.
Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz sagte, Kontrollen an der Grenze zum südlichen Nachbarland würden wieder zur Normalität. Fast niemand aus Italien darf mehr aus beruflichen oder privaten Gründen in Österreich einreisen. Fü Touristen, die jetzt noch in Italien sind, gilt: Die Durchreise durch Österreich ist möglich - aber ohne Stopp.
Auf der Rückreise von Italien sollten Touristen auf eine Tankfüllung achten, die für die Strecke durch Österreich ausreicht, hiess es vonseiten der Regierung. Alle Veranstaltungen in geschlossenen Gebäuden mit mehr als 100 Menschen sind verboten.
Für Veranstaltungen im Freien gilt ein Verbot ab einer Grösse von mehr als 500 Menschen. Deshalb wurden die nächsten beiden Spielrunden in der 1. und 2. Liga der österreichischen Bundesliga ausgesetzt.
Auch die Universitäten sind betroffen. Es werde spätestens ab kommenden Montag keine Lehrveranstaltungen mehr an Universitäten und Fachhochschulen geben, sagte Kurz. Der Betrieb solle, soweit es möglich sei, online fortgesetzt werden. Die Massnahme gilt laut Bildungsminister Heinz Fassmann zunächst bis zum 3. April.
Temperaturmessung an der Grenze
Am italienisch-österreichischen Grenzpass Brenner sowie an weiteren Übergängen begannen am Dienstag ausserdem die Gesundheitschecks. Tirols Landeschef Günther Platter (ÖVP) sprach von "durchgängigen Kontrollen".
Autofahrer müssten im Bereich der Checks im Schritttempo fahren. Es würden zudem etwa Befragungen gemacht und auch Züge angehalten und kontrolliert. An Ort und Stelle würden stichprobenartige Temperaturmessungen durchgeführt, Abstriche gemacht und - bei Verdacht - eine vorübergehende Quarantäne verordnet. In Österreich waren am Dienstagnachmittag 183 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert.
Deutscher Bundestag spricht Geld
In Deutschland fielen ebenfalls immer mehr Veranstaltungen aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach sich für ein striktes Vorgehen der Behörden aus. Der Bundestag wird nach Angaben der Unionsfraktion zusätzlich eine Milliarde Euro für den Kampf gegen die Epidemie bewilligen.
Mit dem Geld solle unter anderem mehr Forschung gefördert werden, sagte Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU). "Der Bundesgesundheitsminister, die Gesundheitsbehörden werden alle Mittel kriegen, die sie brauchen, um gegen die Coronakrise vorzugehen."
Bundesliga vor leeren Rängen
Hunderttausende Fussballfans werden in den kommenden Wochen aus den Stadien ausgesperrt. Betroffen sind zumindest die Partien Gladbach gegen Köln an diesem Mittwoch und Dortmund gegen Schalke am Samstag.
Auch die Nationalmannschaft muss ihren EM-Test gegen Italien am 31. März in einer leeren Nürnberger Arena austragen, wie der Deutsche Fussball-Bund mitteilte. "Über allem steht die Gesundheit", sagte DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius.
Am Dienstag wurde unmittelbar vor dem Start das Literaturfestival Lit.Cologne abgesagt. Der US-Sänger Richard Marx sagte seine Auftritte in Europa ebenso ab wie Star-Gitarrist Carlos Santana.
Sperrzone Italien
Der Vatikan sperrte den Petersplatz in Rom für die Öffentlichkeit. Die Schliessung gelte zunächst bis zum 3. April. Das ist auch das Datum, bis zu dem die italienische Regierung die Bewegungsfreiheit im ganzen Land eingeschränkt hat, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.
In Italien sollen wegen der Coronavirus-Ausbreitung die rund 60 Millionen Einwohner seit Dienstag möglichst zu Hause bleiben. Die Regierung in Rom hatte am Montagabend die zuvor im Norden des Landes verhängten Sperrungen auf das ganze Land ausgedehnt.
Die Menschen dürfen nach den neuen Regeln nur aus wenigen Gründen ihr Haus verlassen. Als Ausnahmen gelten Einkaufen, wenn man zur Arbeit muss, Arztbesuche oder die Hilfe für alte oder kranke Verwandte.
Das Besuchen von Freunden oder Spaziergänge in anderen Orten sind untersagt. Kinos und Theater sind landesweit geschlossen. Läden, Bars und Restaurants haben nur eingeschränkt geöffnet. Internationale Zug- und Flugverbindungen sowie der öffentliche Nahverkehr sollen aber nicht gestoppt werden.
Quarantäne in Israel
Nach Verschärfungen der Einreisebestimmungen wegen der Ausbreitung des Coronavirus soll Touristen in Israel die Ausreise binnen weniger Tage ermöglicht werden. Ein genaues Datum wurde nicht genannt. Trotz der Anweisung sollen Touristen aber nach Informationen der Nachrichtenagentur DPA nach gegenwärtigem Stand nicht gezwungen werden, das Land zu verlassen, wenn sie bleiben wollen.
Am Montagabend hatte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu beschlossen, dass alle nach Israel Einreisenden wegen der Ausbreitung des Coronavirus für zwei Wochen in Heimquarantäne müssen. Der Beschluss gelte zunächst für zwei Wochen.
Weltweit haben sich inzwischen mehr als 113'000 Menschen nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert, die Dunkelziffer liegt Experten zufolge allerdings wesentlich höher. Über 4000 sind gestorben.
Quelle: SDA / Keystone - 10.03.2020, Copyrights Bilder: © 2020 Pixabay
