Coronavirus - Roche testet Biotech-Medikament gegen schwere Covid-19-Komplikation


BASEL / WASHINGTON - Eine der gefürchteten Komplikationen bei Patienten mit schwerer Covid-19-Erkrankung ist ein sogenannter "Zytokinsturm" mit einer sich überschlagenden und den ganzen Körper schädigenden Entzündungsreaktion. Roche untersucht nun das Biotech-Polyarthritismedikament Tocilizumab auf seine Wirksamkeit dagegen.

Für die Behandlung von Covid-19 durch SARS-CoV-2-Erreger existieren viele Konzepte, ebenso viele anekdotische Befunde aus der Zeit von SARS (2002/2003) und MERS (ab 2012). Doch klinische Studien unter Placebokontrolle mit zufälliger Zuteilung der Probanden fehlen durchgehend. Damit ist das Wissen um die Wirksamkeit bisher Flickwerk.

Roche will hier mit einer gross angelegten Studie unter Verwendung des monoklonalen Antikörpers Tocilizumab eine klassische Untersuchung auf die Wirksamkeit des Biotech-Medikaments starten. Begonnen werde "mit einer randomisierten (Zufallszuteilung der Probanden) doppelt-blinden (weder Arzt noch Patient wissen, wer was erhält) und Placebo-kontrollierten Phase III-Studie, um Sicherheit und Wirksamkeit" einer intravenösen Gabe des Medikaments bei "hospitalisierten Patienten mit schwerer Covid-19-Erkrankung" zu untersuchen, teilte der Konzern mit.

330 menschliche "Versuchskaninchen"

Alle aufgenommenen Patienten bekommen die beste Standardtherapie plus den monoklonalen Antikörper oder Placebo und werden 60 Tage beobachtet. Insgesamt sollen in die Studie, die von der US-Arzneimittelbehörde FDA genehmigt wurde, rund 330 Patienten aufgenommen werden. Entwicklung des klinischen Zustandsbildes, Mortalität, Dauer der notwendigen künstlichen Beatmung und Aufenthaltsdauer auf Intensivstationen sind die Auswertungsparameter. Die wissenschaftliche Untersuchung soll Anfang April gestartet werden.

Tocilizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der seit Jahren mit guten Resultaten in der Behandlung von mittlerer bis moderater chronischer Polyarthritis verwendet wird. Der Wirkstoff blockiert den Rezeptor für den entzündungsfördernden Immunbotenstoff Interleukin-6 (IL-6) und soll die Entzündungs-Signalkaskade bei überschiessender Inflammation abschneiden. Gerade das tritt ja bei Sepsis beziehungsweise einem "Zytokinsturm" in den Vordergrund.

In einem wissenschaftlichen Bericht in der britischen Medizinfachzeitschrift "The Lancet" wurde erst vor wenigen Tagen vermerkt, dass man in China bei 150 Patienten mit schwerer Covid-19-Erkrankung unter anderem hohe Interleukin-6-Werte im Blut beobachtet hätte. Das würde auf eine durch SARS-CoV-2 verursachte Hyperentzündungsreaktion hindeuten.

Quelle: SDA / Keystone - 20.03.2020, Copyrights Bilder: Adobe Stock

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