Mehr als doppelt so viele FSME-Fälle registriert wie im Vorjahr


BERN - Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat bis Ende März 2024 mehr als doppelt so viele Fälle der durch Zecken übertragenen Krankheit FSME registriert wie im gleichen Zeitraum 2023. In den letzten fünf Jahren wurde laut BAG eine Zunahme der Inzidenz von FSME beobachtet.

27 Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wurden dem BAG im laufenden Jahr bisher gemeldet. 2023 waren es zum gleichen Erhebungszeitpunkt elf Fälle. Nach dem Spitzenjahr von 2020 lägen die diesjährigen FSME-Fallzahlen bislang im Rahmen der jährlich beobachteten Schwankungen, schrieb das BAG auf dem Infoportal übertragbare Krankheiten. Das FSME-Virus kann eine Hirnhautentzündung verursachen. Das BAG empfiehlt eine Impfung ab einem Alter von sechs Jahren.

Derweil wurden bis Ende März 2024 weniger Fälle der ebenfalls durch Zecken übertragenen Krankheit Borreliose (auch Lyme-Krankheit genannt) im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum registriert. 489 Fälle sind dem BAG bekannt, im Vorjahr waren es 535. Bei der Borreliose handelt es sich um einen bakteriellen Erreger der im Normalfall als grippeartige Erkrankung auftritt. Er kann unter anderem aber auch zu Lähmungen oder Herzbeschwerden führen. Im Gegensatz zu FSME sind Borreliose-Fälle nicht meldepflichtig.

Tulämie-Fälle wurden dem BAG bis Ende März 2024 derweil zwölf gemeldet. Im Vorjahreszeitraum waren es neun. Ohne Behandlung kann die auch als Hasenpest bekannte Krankheit tödlich verlaufen.

Mit Blick auf die Gesamtstatistik des Vorjahres verzeichnete das BAG bei allen drei durch Zecken übertragenen Krankheiten einen Rückgang: Während 2022 noch 380 FSME-Fälle gemeldet worden waren, waren es 2023 noch 298. Bei der Borreliose verringerte sich die Anzahl gemeldeter Fälle von 9162 auf 8742. Im Falle der Tulämie verringerte sich die Fallzahl von 120 auf 111.

Experten beobachten seit geraumer Zeit, dass Zecken wegen des Klimawandels und wegen milder Winter ihre Aktivitäten ausweiten. In der Schweiz gelten inzwischen das gesamte Mittelland, die Voralpenregion und das Tessin als Risikogebiete für Zeckenbisse.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Zeckensaison

Mit zunehmend milden Wintern werden Zecken laut Experten auch in der Schweiz immer früher aktiv. Die Spinnentiere können verschiedene, darunter auch potenziell tödliche Krankheiten übertragen. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

WO UND WANN WERDEN ZECKEN AKTIV?

Zecken fühlen sich in einer feuchtwarmen Umgebung wohl. Sie sind in Wäldern, Parks aber auch in Gärten auf Gräsern, Farnen oder Sträuchern zu finden. Die Zecken-Saison beginnt gemäss dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) im März und endet im Oktober.

Je nach Witterung und ab einer Temperatur von etwa sieben Grad Celsius können die Tiere aber auch schon früher aktiv werden. Aufgrund mild verlaufender Winter seien Zecken inzwischen gar ganzjährig aktiv, erklärten Experten zuletzt an einer Medienkonferenz in Hohenheim (D) anlässlich des Süddeutschen Zeckenkongresses im Februar.

WO SIND DIE RISIKOGEBIETE?

Experten beobachten seit geraumer Zeit, dass Zecken wegen des Klimawandels und wegen milder Winter ihre Aktivitäten ausweiten. In der Schweiz gelten inzwischen das gesamte Mittelland, die Voralpenregion und das Tessin als Risikogebiete für Zeckenbisse. Auch sind die kleinen Tiere in immer höheren Lagen von bis zu 2000 Metern aktiv.

Informationen über Risikoregionen finden sich auf der Karte "Zeckenmodell" auf dem Geoportal des Bundes. Weiter gibt es die von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) entwickelte App "Zecke". Diese zeigt das aktuelle Zecken-Gefahrenpotenzial im Gelände und das richtige Verhalten bei einem Biss.

WELCHE KRANKHEITEN ÜBERTRAGEN ZECKEN?

Die gemäss BAG am meisten verbreiteten, durch Zecken auf den Menschen übertragenen Krankheitserreger in der Schweiz sind Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose (auch Lyme-Krankheit genannt). Das FSME-Virus kann eine Hirnhautentzündung verursachen. Das BAG empfiehlt eine Impfung ab einem Alter von sechs Jahren.

Bei der Borreliose handelt es sich um einen bakteriellen Erreger, der im Normalfall als grippeartige Erkrankung auftritt. Er kann aber auch zu Hautproblemen, Sehstörungen, Lähmungen und Herzbeschwerden führen. Im Gegensatz zu FSME sind Borreliose-Fälle nicht meldepflichtig. Zecken können auch die seltener auftretende, meldpflichtige Infektionskrankheit Tularämie (auch bekannt als "Hasenpest") auf den Menschen übertragen. Ohne Behandlung kann die Krankheit tödlich verlaufen.

Die Liste der durch Zecken übertragenen Krankheitserreger werde immer länger, hiess es zuletzt beim virologischen Institut der Universität Zürich (UZH). 2022 wurde das 2017 in China entdeckte Alongshan-Virus (ALS) erstmals in Zeckenproben in mehreren Regionen der Schweiz nachgewiesen. Das Virus wird mit Fieber, Kopfschmerzen sowie heftigeren Symptomen verbunden. Gegen das ASL-Virus gibt es keine Impfung, wie es beim BAG heisst.

ÜBERTRAGEN ALLE ZECKEN KRANKHEITEN?

Schweizer Zecken sind indes gefährlicher als bisher angenommen. Forschende haben in fast jeder Zecke Viren oder Bakterien gefunden, wie eine im November 2023 publizierte Studie zeigte. Darunter auch das erst vor wenigen Jahren entdeckte Alongshan-Virus.

"Fast jede Zecke kann einen also potenziell krank machen", sagte der an der Studie beteiligte Virologe Cornel Fraefel von der Universität Zürich (UZH) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. "In vielen Zecken haben wir mehrere Krankheitserreger gleichzeitig gefunden." 77,2 Prozent der untersuchten Zecken wurden positiv auf mindestens einen nicht-viralen Krankheitserreger getestet. Bei den in Stadtgebieten gesammelten Zecken waren es sogar 83,9 Prozent.

WIE LAUTET DIE PROGNOSE FÜR 2024?

Experten beim BAG, der UZH oder der ZHAW verfolgen die Trends zu den Erkrankungen nach Zeckenbissen sowie zur Verbreitung der Tiere. Die Fallzahlen von Krankheiten nach Zeckenbissen bleiben voraussichtlich weiterhin hoch. Dies legt die Entwicklung der vergangenen Jahre nahe.

Zecken hätten zudem kaum Probleme mit anhaltender Trockenheit. Die konkrete Entwicklung sei weiter vom Wetter wie auch von der Anzahl der Menschen abhängig, die ihre Freizeit draussen verbringen.

Durch Zecken übertragene Krankheiten können laut dem BAG denn auch das ganze Jahr über auftreten, je nach Standort und Expositionsrisiko (z.B. Beruf, Schutzmassnahmen und Impfstatus) sowie Zeckenaktivität und klimatischen Bedingungen.

Experten rechnen in diesem Jahr vor allem mit vielen FSME-Infektionen - auch in der Schweiz, hiess es in einer Mitteilung anlässlich des Süddeutschen Zeckenkongresses. Auch sei zu beobachten, dass in letzter Zeit alle zwei Jahre eine hohe Anzahl an FSME-Erkrankungen gemeldet werden und nicht, wie in der Vergangenheit, alle drei Jahre. Auch im Jahr 2024 sei dies zu erwarten.

Die generelle Entwicklung weise mit Blick auf die Fallzahlen eindeutig nach oben. "Infektionszahlen unterliegen immer jährlichen Schwankungen, doch der längerfristige Trend zeigt deutlich nach oben", betonte Rainer Oehme, Laborleiter des baden-württembergischen Landesgesundheitsamts. Die Experten warnten zudem vor einer hohen Dunkelziffer.

Quelle: SDA / Keystone - 17.04.2024, Copyrights Bilder: Adobe Stock/© 2024 Pixabay

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