Erhebliche Zweifel an Diabetes-Studien
 BOCHUM - Wegen der weltweiten Zunahme des Übergewichts ist ein Milliardenmarkt für Diabetesmedikamente entstanden. Die ihrer Entwicklung und Zulassung zugrunde liegenden wissenschaftlichen Studien sind aber laut einer renommierten Fachzeitschrift zum Teil "zwielichtig".
BOCHUM - Wegen der weltweiten Zunahme des Übergewichts ist ein Milliardenmarkt für Diabetesmedikamente entstanden. Die ihrer Entwicklung und Zulassung zugrunde liegenden wissenschaftlichen Studien sind aber laut einer renommierten Fachzeitschrift zum Teil "zwielichtig".
Wenige Autoren publizieren viel, Pharma-Angestellte und Schreibbüros scheinen demnach die Regel zu sein, schreibt das British Medical Journal (BMJ). Einer Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) zufolge beherrschen "Super-Trialisten" - also "Vielschreiber", was Studien betrifft - die Literatur über Diabetesmedikamente.
Die Autoren des BMJ-Artikels hatten wissenschaftliche Studien zu blutzuckersenkenden Medikamenten analysiert, die per Zufallsprinzip kontrolliert waren, bei denen also die Zuteilung der Probanden zu den Vergleichsgruppen "randomisiert" stattgefunden hatte. Sie betrachteten die Jahre 1993 bis 2013.
Von der Industrie gesponsert
Es zeigte sich, dass bei 991 solchen Studien die 110 am meisten publizierenden Autoren pro Person im Durchschnitt 20 Arbeiten (vier bis 47) veröffentlicht hatten. Elf davon kamen sogar auf 42 Arbeiten im Schnitt (36 bis 77). Fast die Hälfte dieser 110 Autoren waren Angestellte pharmazeutischer Unternehmen.
906 der Studien waren denn auch kommerziell gesponsert, und bei 704 Artikeln konnte ein Interessenskonflikt erkannt werden. Gerade mal sechs Prozent oder 42 Studien waren den Autoren zufolge völlig unabhängig. Fast die Hälfte (44%) der wissenschaftlichen Texte war in buchbaren Schreibbüros entstanden.
Autoren ohne Beitrag
Nur bei 21 Prozent der Studien hatten alle aufgeführten Autoren auch einen wesentlichen Beitrag zur Studie oder zum Manuskript geleistet. "Es wurden weiterhin oft Namen von 'honorary authors' ohne wesentlichen Beitrag genannt, umgekehrt wurden Namen von 'ghost authors' weggelassen", berichten die Autoren.
"Ghost-Writer" würden zwar in ihren Manuskripten keine Fehler oder nicht zutreffende Aussagen machen, kommentierte der Bochumer Endokrinologe Helmut Schatz. Sie würden aber zum Teil wichtige Informationen auslassen.
Aus eigener Erfahrung hat er festgestellt: "Die Formulierungen waren so gewählt, dass man ungünstige Befunde oder negative Tatsachen etwa über neue Diabetesmedikamente beim üblichen Durchlesen kaum oder nicht bemerkte, wenn man sie nicht schon vorher schon gekannt hatte."
Mehr: Übergewicht, Diabetes, Diabetes Mellitus Typ 1, Diabetes Typ 2 (Creapharma.ch)
Quelle: SDA - 16.07.2015
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