Fitnesstraining soll von der Grundversicherung bezahlt werden
 LUZERN - Im Kampf etwa gegen Übergewicht sollen Ärzte Fitnesstrainings verschreiben können, die von der Krankenkasse in der Grundversicherung bezahlt werden. Der Verband der Schweizer Fitnesscenter hat am Freitag die Volksinitiative "Ja zur Bewegungsmedizin" lanciert.
LUZERN - Im Kampf etwa gegen Übergewicht sollen Ärzte Fitnesstrainings verschreiben können, die von der Krankenkasse in der Grundversicherung bezahlt werden. Der Verband der Schweizer Fitnesscenter hat am Freitag die Volksinitiative "Ja zur Bewegungsmedizin" lanciert.
Bewegungsmangel und die Kosten, die daraus entstehen würden, seien die grosse Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Das wirksamste Medikament dagegen ohne Nebenwirkungen heisse "Bewegung", sagte Roland Steiner, Vizepräsident des Schweizerischen Fitness- und Gesundheitscenter Verbands (SFGV) an einer Medienkonferenz in Luzern.
Der Verband will erreichen, dass zertifizierte Fitnesstrainings als Medikament respektive Therapieform anerkannt werden. Kraft- und Ausdauertrainings sollen dank Erwähnung in der Verfassung in den Leistungskatalog der obligatorischen Krankenpflegeversicherung aufgenommen werden.
Die Mitglieder des Verbands verabschiedeten am Freitag einstimmig einen entsprechenden Initiativtext. Der Verband will das Volksbegehren demnächst bei der Bundeskanzlei eingeben. Der Start zur Unterschriftensammlung ist für den Sommer oder Herbst geplant. Für das Zustandekommen sind innerhalb von 18 Monaten 100'000 Unterschriften nötig.
 850'000 Personen trainieren in Zentren
850'000 Personen trainieren in Zentren
Die in der Unterschriftensammlung noch unerfahrene Dachorganisation ist zuversichtlich, die Initiative zustande zu bringen. Bei der Sammlung sei man auf die Solidarität der Zentren angewiesen, sagte SFGV-Geschäftsführer Roland Steiner.
In der Schweiz trainieren laut SFGV rund 850'000 Personen in Fitnesszentren. Von rund 850 solchen Institutionen seien 340 dem Verband angeschlossen.
Die Fitnessbranche will sich mit der Initiative am Kampf gegen nichtübertragbare Zivilisationskrankheiten beteiligen. Dazu zählen etwa Übergewicht, Kreislauferkrankungen und bestimmte psychische Leiden.
Initianten: Keine Gratisabos für alle
Die Initianten würden nicht gratis Fitnessabos für die ganze Schweiz erwirken wollen, sagte SFGV-Präsident Claude Ammann. Subventionsberechtigt sollen nur von Ärzten verschriebene, zertifizierte Fitnessprogramme sein, die von Fachleuten angeboten würden.
Mit der Initiative will die Branche die Bevölkerung und Gesundheitsfachleute zu einem Umdenken bewegen. Statt Reparaturmedizin zu betreiben, solle mehr Bewegung dafür sorgen, dass weniger Leute überhaupt krank würden, sagte Lukas Zahner, Professor für Bewegungswissenschaft an der Universität Basel.
Dank dem Verzicht auf Medikamente, teure Therapien und Eingriffe könnten langfristig die Kosten im Gesundheitswesen gesenkt werden. Von dem von der Initiative geforderten subventionierten Fitnessprogramm könnten gegen 80 Prozent der Bevölkerung profitieren, schätzte Zahner.
Krankenkassenverband lehnt Idee ab
Aus Sicht der Krankenkassen hingegen gehören Fitnessabos nicht in die obligatorische Krankenversicherung. Die Folge wäre ein Prämienschub, wie Santésuisse-Sprecher Paul Rhyn auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte.
Die Fitness sei Teil einer selbstverantworteten Lebenshaltung. Sie solle nicht von Sozialversicherern mitfinanziert werden, sagte Rhyn. Der Krankenkassenverband befürchte, dass das Anliegen der Fitnesscenter zu einer Ausweitung von Kostenbelastungen auch in anderen Bereichen führen könne, bei denen die Qualität der erbrachten Leistungen nur schwer nachweisbar sei.
Quelle: SDA - 13.03.2015
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