Innovation: Lieferung von Medikamenten an Apotheken mit Drohnen


Medikamente und andere medizinische Produkte wie Impfstoffe mit Drohnen auszuliefern, mag manchen Menschen als Science-Fiction erscheinen. In einigen Teilen Afrikas ist dies jedoch bereits Realität und in den USA wurden bzw. werden in mehreren US-Bundesstaaten Experimente durchgeführt. Es gilt jedoch zu beachten, dass die meisten der in der Regel elektrisch betriebenen Drohnen derzeit nicht in der Lage sind, Pakete mit einem Gewicht von mehr als 2 kg zu transportieren. In einem Projekt zur Belieferung von Apotheken in den USA fliegen die Drohnen etwa 100 m über dem Boden und lassen dann die Pakete (mit den Medikamenten), die an einen Fallschirm angeheftet sind, in den Lieferzonen («landing zones») fallen. Diese Lieferzonen haben die Grösse von etwa zwei Parkplätzen.

Zipline, Impfstoffe

Das kalifornische Unternehmen Zipline (Zipline International Ltd.) mit Sitz in der Nähe von San Francisco setzt bereits Drohnen ein, um Medikamente und Gesundheitsprodukte in Afrika, insbesondere in Ruanda und Ghana, zu liefern. Zipline gibt an, bis 2021 unter anderem Impfstoffe (Pfizer/BioNTech) an entlegene Bevölkerungsgruppen in diesen afrikanischen Ländern geliefert zu haben. Darüber hinaus können mit diesem Drohnensystem auch Krankenhäuser beliefert werden. Dieses Start-up hat laut Bloomberg innert Ende 2021 bereits mehr als 250 Millionen US-Dollar an Kapital aufgebracht.

Das folgende Video fasst die Situation gut zusammen (insbesondere ab Minute 4.30).

USA: Apotheken testen den Service

In den USA wird ab 2022 zwischen der Firma Cardinal Health Inc. und eben Zipline ein Testlauf für die Auslieferung von Medikamenten durchgeführt. Elektrische Flugdrohnen mit Flügeln der Gesamtlänge von mehr als 3 m sollen Medikamentenpakete mit einem Gewicht von über 1,8 kg in einem Umkreis von etwa 15 km transportieren. Das Projekt soll Medikamente an Apotheken rund um die Stadt Kannapolis in North Carolina, einer Kleinstadt mit ca. 50’000 Einwohnern nördlich von Charlotte, verteilen. Die Beförderung vom Verteilungszentrum in Kannapolis zu den Apotheken sollte maximal 15 bis 30 Minuten dauern.

Weitere Medikamentenlieferungen sollten in Arkansas und Utah stattfinden. Die Federal Aviation Administration (FAA) ist für die Vergabe von Fluglizenzen für diese Drohnen zuständig.

Und in der Schweiz?

Uns liegen keine Angaben über Erfahrungen mit der Lieferung von Medikamenten per Drohne vor. In Städten ist diese Liefermethode klar unrealistisch, insbesondere aufgrund von mangelndem Platz, um die Medikamentenpakete per Fallschirm auszuliefern. In weniger urbanisierten Kantonen mit abgelegenen Apotheken wie im Wallis (z. B. Evolène, Foto) oder in Graubünden hingegen kann sich ein Drohnensystem als rentabel und nützlich erweisen, um Apotheken oder Ärzte zu beliefern. Mit einem Gewicht von maximal 2 kg ist jedoch klar, dass es sich dabei vorerst eher um Notfalllieferungen handelt und die traditionellen Lieferwagen nicht so schnell ersetzt werden können.

Man kann jedoch mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass «Instant Logistic» (der englische Begriff für diese Form der Logistik, d. h. Sofortlogistik) dieses Jahrzehnt 2020 zumindest weltweit prägen dürfte, in der Schweiz vielleicht weniger.

28. Dezember 2021. Von Xavier Gruffat (Apotheker). Quellen: The Wall Street Journal (mehrere Ausgaben), Bloomberg. Bildnachweis: Adobe Stock.

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