Verarbeitung von Emotionen bestimmt Abstinenz bei Alkoholkranken


BERLIN - Auch nach einem Entzug fällt es vielen Alkoholabhängigen schwer, abstinent zu bleiben. Laut Studien der deutschen Forscherin Katrin Charlet von der Berliner Charité hängt das mit einer oft mangelnden Fähigkeit der Abhängigen zusammen, mit negativen Emotionen fertig zu werden.

In Deutschland sind mindestens 1,9 Millionen Menschen alkoholabhängig. In der Schweiz gehen Schätzungen von rund 250'000 Betroffenen aus.

Die Rückfallrate von Alkoholabhängigen liegt in den ersten Monaten der Abstinenzphase bei 50 bis 80 Prozent. Welche Rolle die Verarbeitung von negativen Gefühlen dabei spielt, erforscht Katrin Charlet von der Berliner Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie.

Die Wissenschaftlerin erhält für ihre Studien auf der 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) den Niels-A.-Lassen Preis 2016.

Verarbeitung ist entscheidend

Zwar kämpfen fast alle Alkoholabhängigen mit negativen Emotionen. "Das ist aber per se nicht die Ursache für den Rückfall", betonte die Expertin. Entscheidend sei, wie gut die Betroffenen negative Emotionen verarbeiten können.

"Wir vermuten, dass Alkoholabhängige im Vergleich zu nicht abhängigkeitskranken Menschen Schwierigkeiten in der Wahrnehmung emotionaler Gesichtsausdrücke zeigen. Sie berichten vermehrt über zwischenmenschliche Probleme."

Um den Ursachen des Rückfallrisikos auf den Grund zu gehen, hat die Preisträgerin Emotionsexperimente bei mehr als 150 entgifteten, alkoholabhängigen Patienten durchgeführt und mit gesunden Menschen verglichen.

Bildgebende Verfahren liefern Hinweise

"Mittels funktioneller und struktureller Magnetresonanztomographie (MRT) sowie Positronen-Emissions-Tomographie (PET) konnten wir Aktivierungsmuster zwischen der frontalen Grosshirnrinde und dem limbischen Emotionszentrum identifizieren, die negative Emotionen wie etwa Angst oder Wut verarbeiten und vermutlich auch regulieren", erläuterte die Expertin.

Patienten, bei denen diese Hirnleistungen intakt sind, blieben in den ersten kritischen sechs Monaten nach der Entgiftung abstinent. Hingegen fiel es Patienten, bei denen diese Hirnareale nur geringe Hirn-Aktivitäten aufzeigten, schwer, Gefühle wie Angst und Wut zu regulieren. Sie wurden häufiger rückfällig. Damit könnte man eventuell in Zukunft Patienten mit einem hohen Rückfallrisiko identifizieren.


Quelle: SDA - 15.02.2016

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