Bayer übernimmt Merck & Co-Sparte für 14.2 Mia. Dollar
LEVERKUSEN - Das Übernahmekarussell in der Pharmabranche dreht sich weiter: Der deutsche Bayer-Konzern stemmt den zweitgrössten Zukauf seiner Firmengeschichte und übernimmt das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten des US-amerikanischen Konzerns Merck & Co.
Für 14,2 Mrd. Dollar in bar erwirbt Bayer die Merck & Co-Sparte mit Marken wie Dr. Scholl's-Fusspflegeprodukte, Coppertone-Sonnencreme und dem Allergiemittel Claritin, wie das Unternehmen aus Leverkusen am Dienstag mitteilte.
Durch die Übernahme wird Bayer im Geschäft mit rezeptfreien Mitteln und Gesundheitsprodukten, die auch als OTC-Produkte (Over-The-Counter) bezeichnet werden, zum weltweit zweitgrössten Anbieter hinter dem US-amerikanischen Konzern Johnson & Johnson.
"Diese Akquisition ist ein bedeutender Meilenstein auf unserem Weg zur angestrebten globalen Marktführerschaft im attraktiven Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln", erklärte Bayer-Chef Marijn Dekkers. Für den Pharma- und Chemiekonzern ist es die zweitgrösste Übernahme seiner Geschichte nach dem Kauf des deutschen Konkurrenten Schering für rund 17 Mrd. Euro im Jahr 2006.
Wochenlange Spekulationen
Über das Kaufinteresse von Bayer an den OTC-Produkten von Merck & Co war in den vergangenen Wochen mehrfach spekuliert worden. Das Unternehmen äusserte sich dazu lange Zeit nicht.
Neben dem deutschen Konzern war vor allem der britische Konsumgüterhersteller Reckitt Benckiser an der Sparte interessiert. Mitte vergangener Woche kündigte das Unternehmen seinen Ausstieg aus den Verhandlungen an. Damit war der Weg offenbar frei für Bayer.
Roche-Sparte übernommen
Bayer gehört mit Marken wie Aspirin, Alka Seltzer und dem Magenmittel Rennie bereits zu den Branchengrössen. Der Konzern hatte das Geschäft bereits 2004, noch unter Dekkers' Vorgänger, mit diesen Mitteln mit dem Kauf der entsprechenden Sparte des Basler Pharmariesen Roche gestärkt.
Rezeptfreie Arzneien wie Husten-Pastillen und Schnupfenmittel werfen zwar zumeist geringere Rendite ab als rezeptpflichtige Medikamente für schwere Krankheiten. Dafür ist das Geschäft weniger risikoreich und liefert stabile Einnahmen. Weltweit werden mit diesen Präparaten und Gesundheitsprodukten etwa 200 Mrd. Dollar im Jahr umgesetzt.
Bayer will den Zukauf im zweiten Halbjahr in trockene Tücher bringen. Bei Marketing, Produktion und im Vertrieb rechnet Bayer durch den Zusammenschluss der Sparten mit jährlichen Einsparungen von 200 Mio. Dollar ab 2017. Hinzu kämen 2017 rund 400 Mio. Dollar an zusätzlichen Umsätzen durch die Zusammenführung der Geschäfte und die Markteinführung von Merck & Co-Produkten in Schlüsselländern ausserhalb der USA.
Die Einmalkosten der Transaktion und die Integration des Geschäfts veranschlagte Bayer mit einer halben Milliarde Dollar für die Jahre 2014 und 2015. Der Konzern will den Zukauf zunächst mit einem Brückenkredit zwischenfinanzieren, der von der Bank of America Merrill Lynch, BNP Paribas und Mizuho bereitgestellt wird.
Bayer geht ausserdem eine strategische Pharma-Partnerschaft mit Merck & Co im Feld so genannter sGC-Modulatoren ein, die bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine Rolle spielen. Die Kooperation umfasse auch das Lungenhochdruck-Mittel Adempas sowie dessen Entwicklung für weitere Indikationen, erklärte Bayer.
Das deutsche Unternehmen übernimmt die Führungsrolle bei der Vermarktung von Adempas in Nord- und Südamerika, Merck & Co in den anderen Weltregionen. Bayer erhält dafür bis zu 2,1 Mrd. Dollar von den Amerikanern.
Die Pharmabranche befindet sich derzeit im Übernahmefieber. Vor zwei Wochen hatte Novartis einen umfangreichen Konzernumbau bekanntgegeben. Unter anderem kauften die Basler die Krebsmittelsparte des britischen Konkurrenten GlaxoSmithKline für zunächst 14,5 Mrd. Dollar.
Quelle: SDA - 06.05.2014
![]() |