Diphtherie hat sich 2022 entlang von Migrationsrouten ausgebreitet


ZÜRICH - Die Infektionswege des grössten Diphtherie-Ausbruchs seit 70 Jahren in Westeuropa führen entlang von Migrationsrouten. Das zeigt eine Spurensuche in Daten zu Diphtherie-Infektionen, an der auch Schweizer Forschende beteiligt waren.

Im Jahr 2022 kam es in mehreren Ländern Europas zur grössten Häufung von Diphtherie-Fällen seit 70 Jahren. Auch in der Schweiz stiegen die Fallzahlen. Betroffen waren hauptsächlich Geflüchtete.

Um den Ausbruch zu untersuchen wurde ein europäisches Konsortium gegründet. Die Resultate dieser Untersuchung wurden in der in der Nacht auf Donnerstag im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht. Die Studie zeichnet erstmals die Übertragungswege dieses Ausbruchs auf, wie die an der Studie beteiligte Universität Zürich (UZH) mitteilte.

"Die hohe Zahl von Diphtherie-Infektionen unter Migranten ist besorgniserregend, insbesondere da antimikrobielle Resistenzen die Wirksamkeit der Behandlungsstandards bedrohen" schrieben die Forscherinnen und Forscher in der Studie. Um das Risiko solcher Ausbrüche in Zukunft zu verringern, müssten Massnahmen ergriffen werden.

Eine rasche Reaktion konnte den Ausbruch demnach eindämmen, doch immer noch führen Bakterienstämme von damals zu Neuinfektionen in der Region.

Die Forscherinnen und Forscher untersuchten klinische und genomische Daten zu Diphtherie-Fällen, die zwischen Januar und November 2022 in zehn europäischen Ländern gemeldet wurden. Neben der Schweiz gehörten Deutschland, Österreich, das Vereinigte Königreich, Frankreich, Belgien, Norwegen, die Niederlanden, Italien und Spanien zu den betroffenen westeuropäischen Ländern.

Diese Daten deuten laut der Studie auf eine Übertragungsquelle entlang etablierter Migrationsrouten nach Europa hin. Die meisten Patienten folgten einer Migrationsroute entlang der westlichen Balkanländer.


Männer aus Afghanistan besonders betroffen

"Die im Jahr 2022 gemeldeten Diphtheriestämme weisen ein hohes Mass an genetischer Identität auf, wie unsere Studie zeigt. Dies deutet auf eine gemeinsame Infektionsquelle oder darauf hin, dass es bestimmte Orte entlang der Reiserouten bei der Migration in europäische Länder gibt, an denen eine anhaltende Diphtherieübertragung stattfindet", erklärte Andreas Hoefer, Mikrobiologie-Experte am European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) und Co-Erstautor der Studie.

Fast alle (98 Prozent) der in der Studie analysierten 362 Patientinnen und Patienten waren männlich. Die überwiegende Mehrheit (96 Prozent) von ihnen war vor kurzem aus ihrem Herkunftsland in die Länder gereist, in denen dann Diphtherie diagnostiziert wurde.

Die grosse Mehrheit der in der Schweiz registrierten Fälle betraf Personen aus Afghanistan. Von den in allen zehn Ländern analysierten 266 Patienten, für die Informationen über ihr Herkunftsland vorlagen, stammten 222 (83 Prozent) aus Afghanistan oder Syrien.

Mildere Form der Krankheit verbreitet

Die Diphtherie wird durch Bakterien verursacht, die weltweit verbreitet sind. Der Erreger produziert ein starkes Gift, das Organe wie Herz und Leber dauerhaft schädigt. "Diphtherie kann ein breites Spektrum an klinischen Symptomen zeigen". erklärte Adrian Egli, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Universität Zürich und einer der Studienverantwortlichen in der Mitteilung der Universität.

Grundsätzlich gibt es zwei Arten der Diphtherie: Die respiratorische (Atemwege) und die kutane (Haut) Diphtherie. Mehr als drei Viertel der Patienten (77 Prozent) erkrankten laut der Studie an der milderen kutanen Form der Erkrankung. 15 Prozent erkrankten an der respiratorischen Diphtherie.

Reihe von Massnahmen

Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) wurden die Infektionen 2022 fast ausschliesslich bei Personen mit unvollständigem oder unbekanntem Impfstatus diagnostiziert.

Der Impfstatus der Patienten war der Studie zufolge aufgrund der unvollständigen medizinischen Dokumentation schwierig zu beurteilen. Gemäss den verfügbaren Daten waren nur vier Patienten gegen Diphtherie geimpft. Zehn gaben an, nicht geimpft worden zu sein, und bei 290 war der Impfstatus unbekannt.

"Diese Daten legen eine Reihe von Massnahmen nahe, die in Europa ergriffen werden müssen, um das Risiko solcher Ausbrüche in Zukunft zu verringern", schrieben die Forscherinnen und Forscher in der Studie. Dazu gehöre auch eine bessere Sensibilisierung der Migranten, ihrer Ärzte und des relevanten Personals, mit dem die Migranten in Kontakt kämen.

Quelle: SDA / Keystone - 04.06.2025, Copyrights Bilder: Adobe Stock/© 2025 Pixabay

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