HIV-Test und Behandlungsstart zu Hause erhöht Therapieerfolg


BASEL / MASERU - Im Süden Afrikas geht Gesundheitspersonal von Tür zu Tür und bietet HIV-Tests an. Der Behandlungserfolg lässt sich deutlich verbessern, wenn positiv Getestete auch gleich Medikamente erhalten, wie eine Studie des Schweizer Tropen- und Public Health-Instituts zeigt.

In Lesotho im südlichen Afrika ist ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung mit HIV infiziert. Viele Menschen wissen allerdings nichts davon und sind daher auch nicht in Behandlung. In abgelegenen Bergregionen müssen Betroffene zudem mehrstündige Fussmärsche zum nächsten Gesundheitszentrum auf sich nehmen. Dies führt dazu, dass viele die Behandlung nicht beginnen oder schnell wieder abbrechen.

Eine Forschungsgruppe um Niklaus Labhardt vom Tropen-Institut (Swiss TPH) hat nun in einer klinischen Studie einen neuen Ansatz überprüft. Feldteams der Schweizer Hilfsorganisation SolidarMed fuhren zwischen Februar und September 2016 in 60 abgelegene Dörfer und eine Stadt im Norden Lesothos. Lokale Krankenpfleger suchten jeden Haushalt auf und boten allen Bewohnern einen freiwilligen HIV-Test an.

Eine Schachtel Medikamente

Insgesamt liessen sich 11'149 Personen testen. Bei 441 von ihnen war das Ergebnis positiv. Im Gegensatz zur bisherigen Behandlungsstrategie erhielten diese Personen nun direkt vor Ort die Informationen zur Behandlung und die notwendigen antiretroviralen Medikamente für einen Monat. So konnten die Patientinnen und Patienten die Therapie noch am selben Tag zu Hause beginnen.

Verglichen mit dem herkömmlichen Ansatz nahm die Zahl der behandelten Patienten markant zu, wie die Forschungsgruppe im Fachblatt "Journal of the American Medical Association" (JAMA) berichtet. Drei Monate nach dem HIV-Test standen 69 Prozent der Patienten unter Therapie - ein Viertel mehr als mit HIV-Test ohne Medikamentenabgabe (43 Prozent).

Auch die Therapietreue ist bei den untersuchten Patienten deutlich höher. Ein Jahr nach Behandlungsbeginn sind bei gut der Hälfte der Patienten keine HI-Viren mehr im Blut nachweisbar. Dies bedeutet, dass die Personen nicht mehr ansteckend sind und nicht an Aids erkranken. Im Vergleich dazu ist das nur bei einem Drittel der Patienten mit bisheriger Therapiestrategie der Fall.

"Mit diesem einfachen Ansatz können wir Patienten schneller und erfolgreicher eine Therapie anbieten", wird Labhardt in einer gemeinsamen Mitteilung von Swiss TPH und SolidarMed vom Dienstag zitiert. Der HIV-Spezialist stellte seine Befunde gleichentags an einer Konferenz in Boston (USA) vor.

Viel effizienter

Der Forscher ist zuversichtlich, dass sich der neue Behandlungsansatz durchsetzen wird, wie er auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda mitteilte. Tür-zu-Tür-Testkampagnen seien aufwändig. "Der Mehraufwand, bei einem positiven Test auch gleich mit der Therapie zu beginnen, ist dagegen sehr klein." Darüber hinaus dürften die Kliniken entlastet werden, da die heute üblichen zwei bis drei Vorbereitungsbesuche wegfallen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO und die UNO haben sich dem 90-90-90-Ziel verschrieben. Bis ins Jahr 2020 sollen demnach 90 Prozent der HIV-infizierten Menschen ihren HIV-Status kennen. Mindestens 90 Prozent der HIV-Positiven sollen eine Therapie erhalten und bei wiederum 90 Prozent dieser Personen soll die Behandlung dazu führen, dass das Virus nicht mehr nachgewiesen werden kann.

"Unsere Studie ist ein wichtiger Schritt Richtung 90-90-90", sagt Labhardt weiter. Derzeit werde viel Geld vor allem in Testkampagnen investiert, um die ersten 90 zu erreichen. Da üblicherweise nur eine von drei positiv getesteten Personen auch eine Therapie beginnt, sind diese Kampagnen "äusserst ineffizient". Mit sofortigem Behandlungsbeginn würden die Effizienz erhöht und schlussendlich Kosten gespart, ist der HIV-Spezialist überzeugt.

Fachartikelnummer DOI: 10.1001/jama.2018.1818


Quelle: SDA - 06.03.2018, Copyrights Bilder: Fotolia.com

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