Krebsliga fordert gerechteren Zugang zu Krebsmedikamenten


BERNSchätzungsweise jeder dritte Krebspatient wird mit einem Medikament behandelt, das anders dosiert oder in einer anderen Art verabreicht wird, als es zugelassen ist. Dieser so genannte "Off-Label-Use" (OLU) führe zu einer ungerechten Behandlung einiger Krebspatienten, mahnt die Krebsliga Schweiz.

Beim "Off-Label-Use" entscheiden die Versicherer, ob und in welchem Umfang sie das Medikament vergüten. Laut einer am Freitag in Bern den Medien vorgestellten Studie beklagen Ärzte und Patientenorganisationen, dass die Versicherer selbst in vergleichbaren Fällen unterschiedlich entscheiden und damit Patienten ungleich behandeln würden.

Ein Arzt kann zum Beispiel ein Brustkrebs-Medikament für eine Darmkrebsbehandlung verordnen, da die Wirksamkeit des Arzneimittels in Studien belegt ist. Da das Medikament aber nur für Brustkrebs zugelassen ist, übernimmt ein Versicherer die Behandlungskosten ganz oder teilweise, ein anderer dagegen nicht.

Finanzielle und emotionale Belastung

"Es ist störend, dass Patienten ungleich behandelt werden", sagte Kathrin Kramis, Geschäftsführerin der Krebsliga Schweiz. Die heutige Situation stelle für Ärzte und Patienten ein finanzielles Risiko dar, aber auch eine emotionale Belastung, heisst es in der Studie, die das Forschungsbüro INFRAS im Auftrag der Krebsliga durchgeführt hat. Zudem führe die Unsicherheit bei den Ärzten zu Rechtsunsicherheit und administrativem Mehraufwand.

Doch auch für die Patienten sind die Folgen negativ. Denn häufig ist zu Beginn der Behandlung noch unklar, ob oder welchen Kostenanteil die Krankenkasse übernehmen wird. "Bei einem Patienten mit kleinem Budget weicht der Arzt eventuell auf eine andere, nicht ganz optimale Behandlung aus", sagt Krebsliga-Präsident Jakob R. Passweg. "Eine solche Zwei-Klassen-Medizin müssen wir unbedingt verhindern."

Bis zu 20'000 Fälle pro Jahr

Die Studie nennt nun erstmals Zahlen zum "Off-Label-Use" von Krebsmedikamenten in der Schweiz. Schätzungsweise bis zu 20'000 OLU-Behandlungen werden pro Jahr gemacht, das betrifft rund ein Drittel aller Krebsfälle. Laut der Krebsliga wird die Zahl der Krebsfälle, und damit auch der OLU-Behandlungen, in Zukunft vor allem wegen der immer höheren Lebenserwartung noch steigen.

"Die Studie zeigt erstmals deutlich, dass OLU-Behandlungen keineswegs nur in Einzelfällen gemacht werden", sagte Kramis. Deshalb brauche es neue Lösungen, um den sicheren und gerechten Zugang zu Krebsmedikamenten für alle Patienten zu gewährleisten.

Die Studie gibt mehrere Empfehlungen ab, wie die heutige Situation verbessert werden könnte. So soll etwa bei einer Indikationserweiterung (zum Beispiel Brustkrebsmedikament für Darmkrebs) die Zulassung vereinfacht werden. Damit würden weniger Fälle unter den OLU fallen.

Zudem sollen die Versicherungen ein Branchenmodell erarbeiten, damit OLU-Fälle künftig einheitlich bewertet werden. Ein zu schaffendes Expertengremium könnte seltene Fälle bewerten.

Am Freitagnachmittag haben Vertreter von Ärzteschaft/Leistungserbringern, Krankenversicherern, Vertrauensärzten, Behörden und der Pharmaindustrie in einem Workshop mögliche Lösungen diskutiert.

"Alle Parteien haben das Problem als solches anerkannt und sind sich einig, dass wir eine Lösung brauchen", sagt Passweg. "Es gab einen breiten Konsens, dass eine Harmonisierung bei der Beurteilung durch die Kassen nötig ist." In Detailfragen, etwa wenn es um die Finanzierung gehe, gingen die Meinungen teils aber noch weit auseinander.

Die Studie basiert auf einer Literatur- und Dokumentenrecherche, der Analyse von OLU-Daten von vier grossen Krankenkassen, 35 Fallbeispielen sowie 23 Experteninterviews.


Quelle: SDA - 07.06.2013

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