Pharmafirmen machen in der Schweiz weniger Umsatz
BERN - Die Zeiten grosser Zuwächse scheinen für die Pharmaindustrie in der Schweiz vorbei: Erstmals seit 2010 sank der Umsatz mit Medikamenten im Vergleich zum Vorjahr. Der Rückgang betrug 2013 zwar nur 0,1 Prozent. Doch im Milliardenmarkt Schweiz sind dies dutzende Millionen, und das schmerzt die Branche.
Auf den ersten Blick erscheinen die Zahlen, die das Marktforschungsinstitut IMS Health am Freitag den Medien vorstellte paradox: Denn 2013 gaben Schweizer Apotheken, Spitäler, Ärzte und Drogerien mehr Medikamente ab als im Vorjahr. Die Anzahl verkaufter Packungen stieg um 1 Prozent auf 209,8 Millionen, wie Gregor Pfister von IMS Health sagte.
Zugleich sank aber der Umsatz der Pharmabranche auf 5,077 Milliarden Franken. 2012 war dieser noch um 2,3 Prozent auf 5,084 Milliarden Franken gewachsen. Die Daten zum Medikamentenmarkt werden von IMS Health im Auftrag der Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz (vips) und vom Verband Interpharma erhoben.
Markt stagniert
Gemäss Pfister sind die Zeiten, als die Medikamentenumsätze in der Schweiz kontinuierlich stiegen, vorerst vorüber. Dies obwohl die Bevölkerungszahl steigt und die Bevölkerung immer älter wird.
Der Medikamentenmarkt werde in den kommenden beiden Jahren stagnieren. Pfister geht von Schwankungen in einer Bandbreite von maximal 2 Prozent aus.
Vips-Geschäftsführer Thomas Binder rechnet für das laufende Jahr mit einem Umsatzminus von 1,3 Prozent. Erst 2015 sollen die Umsätze wieder leicht wachsen.
Regulierung der Preise greift
Laut Binder haben vor allem zwei Faktoren grosse Auswirkungen auf die Umsätze: der Wettbewerb bei den patentfreien Präparaten und die Regulierung der Preise für rezept- und kassenpflichtige Medikamentenpreise durch den Bund.
Seit einigen Jahren überprüft der Bund jährlich die Preise von einem Drittel dieser Medikamente und vergleicht sie unter anderem mit dem Ausland.
Auf November 2012 hatte der Bundesrat das Verfahren für die Festsetzung der Preise der bestehenden Medikamente geändert und den therapeutischen Nutzen aus den Kriterien gestrichen. Dies gegen den Willen der Pharmaindustrie.
Auch bei einer Neuzulassung setzte der Bund den Preis fest. Dabei wird aber auch der therapeutische Nutzen eines Medikaments berücksichtigt.
Der Bund möchte schrittweise die Medikamentenpreise senken. Bis 2015 sollen so 720 Millionen Franken eingespart werden.
Neues Regime ab 2015
Die Regulierung durch den Bund war lange umstritten. Im Frühjahr 2012 einigten sich Bund und Pharmabranche auf einen Kompromiss: Gesundheitsminister Alain Berset konnte die Preissenkungen für 2500 Arzneien durchsetzen. Die Pharmabranche holte die schnellere Zulassung von Arzneimitteln heraus.
Doch bereits 2015 soll das System wieder geändert werden. Die Pharmabranche fordert, dass dann wieder der therapeutische Nutzen zur Preisfestsetzung aller Medikamente herangezogen wird.
Beim Auslandspreisvergleich müsse zudem die Kaufkraft in der Schweiz und den sechs Vergleichsländern berücksichtigt werden, verlangte vips-Geschäftsführer Binder. Es brauche ferner eine ausgewogene Gewichtung von Auslandspreisvergleich und Nutzen. Weiter möchte die Branche, dass das BAG auch Preiserhöhungen verfügen darf.
Der Bund will den Entwurf für das neue Modell noch in diesem Frühling in die Vernehmlassung schicken.
Generika legen zu
Doch nicht nur der Bund sorgt für Preissenkungen - obwohl dies die Hauptursache für den Rückgang der Preise ist.
Gemäss Binder herrscht bei den patentfreien Arzneien starker Wettbewerb. Laufe bei einem interessanten Medikament der Patentschutz aus, gebe es rasch ein oder mehrere günstigere Generika. Der Hersteller des Originalmedikaments müssen den Preis dann ebenfalls senken.
Im Gegensatz zum Gesamtmarkt legten die Generikaumsätze 2013 stark zu. Sie stiegen um 6,8 Prozent auf 584 Millionen Franken. Für Binder zeigt dies, dass bei den "Patentfreien" der Wettbewerb spiele. Hier wünscht sich die Branche denn auch keine Preiseingriffe durch den Staat.
Quelle: SDA - 24.01.2014