Zecken: Mehr über die Lyme-Krankheit erfahren - mit dem Schweizer Spezialisten Felix Ineichen


Die Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit, auch Borreliose genannt, ist eine Infektion, die durch das Borrelia-Bakterium verursacht wird, insbesondere durch Borrelia burgdorferi. Diese Bakterien werden vor allem durch Zeckenstiche auf den Menschen übertragen. Jedes Jahr werden in der Schweiz etwa 14‘000 Fälle von Bissen dieser Spinnentiere verzeichnet. Die Lyme-Krankheit kann unter anderem zu Hautproblemen mit einer örtlichen Rötung an der Stichstelle führen. Auch Gelenkbeschwerden gehören zu den Folgeerscheinungen. Im Gegensatz zu einer anderen von Zecken übertragenen Krankheit (Frühsommer-Meningoenzephalitis FSME) gibt es keinen auf dem Markt erhältlichen Impfstoff. Felix Ineichen ist Zeckenexperte bei der Suva; Pharmapro.ch konnte ihm einige Fragen zu dieser Krankheit stellen.

Pharmapro.ch - Ist aktuell bekannt, in welchen Regionen oder Kantonen der Westschweiz Zecken die Bakterien tragen, die die Lyme-Borreliose verursachen?
Felix Ineichen - Alle Regionen der Schweiz (bis 2000 m) sind mit Zecken infiziert, die den Erreger tragen, das Borrelia-Bakterium.

Wie hoch ist der Anteil der Zecken in der Schweiz, die mit Borrelien, die zur Lyme-Borreliose führen, und mit dem Virus infiziert sind, das die FSME auslöst? Nimmt dieser Anteil an infizierten Zecken zu?
In der Schweiz tragen 5-30 % (stellenweise bis zu 50 %) der Zecken Borrelien und etwa 0,5 % das FSME-Virus (FSME).
Ein Anstieg des Anteils infizierter Zecken ist nicht bekannt (und schwer festzustellen, da der Anteil infizierter Zecken selbst innerhalb eines kleinen Gebiets stark schwanken kann).


Welches Antibiotikum oder welche Klasse von Antibiotika wird bei Verdacht auf Lyme-Borreliose bzw. im Krankheitsfall empfohlen?
Normalerweise wird mit Doxycyclin, einem Antibiotikum aus der Klasse der Tetracycline, behandelt. Es stehen auch andere Antibiotika zur Verfügung, z. B. bei einer Allergie gegen Doxycyclin.              

Wie schnell nach dem Stich sollte man ein Antibiotikum einnehmen?
Die Einnahme erfolgt auf ärztliche Verschreibung. In der Regel, sobald der Arzt aufgrund der Symptome und je nach Fall weiterer Untersuchungen die Diagnose Lyme-Krankheit (Borreliose) stellt oder zumindest ein starker Verdacht auf Lyme-Krankheit besteht. Ein Zeckenstich ohne Beschwerden, die auf eine Lyme-Borreliose hindeuten, ist kein Grund für die Einnahme von Antibiotika.

Sind Antibiotika auch bei einer chronischen Lyme-Krankheit mit monatelangen Symptomen nach dem Stich sinnvoll? Ich beziehe ich hier auf die zunehmend als Post-Lyme-Syndrom (englisch: Post-Treatment Lyme Disease Syndrome) bezeichnete Form. Wenn ja, mit welchem Molekül oder welcher Klasse?
Eine chronische Lyme-Krankheit (chronische Borreliose) ist nicht mit einem Post-Lyme-Syndrom gleichzusetzen.
Die chronische Lyme-Krankheit ist eine Infektion, die durch unbehandelte Borrelia-Bakterien verursacht wird. Eine chronische Borreliose kann mit einer drei- bis vierwöchigen Antibiotikatherapie behandelt werden (wie das bereits erwähnte Doxycyclin, manchmal mithilfe eines Medikaments, das über eine Spritze oder Infusion verabreicht wird, oft aus der Klasse der Cephalosporine).
Ein Post-Lyme-Syndrom ist keine bakterielle Infektion mehr, sondern ein Zustand nach einer aufgetretenen Borreliose. Man spricht dann von «residualen oder persistierenden Beschwerden» nach einer Borreliose. Ein Post-Lyme-Syndrom kann nicht mit Antibiotika behandelt werden.

Trifft es zu, dass noch kein Impfstoff gegen die Lyme-Krankheit existiert? Gibt es laufende Projekte für einen Impfstoff?
Ja, das ist leider so. 1998 wurde die Impfung in den USA zugelassen und nach vier Jahren wegen mangelnder Nachfrage und Nebenwirkungen wieder vom Markt genommen. Auch gegen den Impfstoffhersteller wurden Massnahmen ergriffen. Ein neuer Impfstoff sollte ab 2022 auf seine Wirksamkeit getestet werden. Sollte dies der Fall sein, wird er erst in einigen Jahren verfügbar sein.

21. Juni 2023. Interview per E-Mail (auf Französisch) im Juni 2023 für die Websites Creapharma.ch und Pharmapro.ch. Verantwortlicher für das Interview: Xavier Gruffat (Apotheker). Das Interview wurde mit Unterstützung der Medien- und PR-Abteilung der Suva Westschweiz durchgeführt. Bildnachweis: Adobe Stock, Credit im Bild oben. Credits für Infografiken: Pharmanetis Sàrl (Creapharma.ch)

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