Schweizer Bioinformatiker zum Nobelpreis: "Neue Art der Forschung"
BERN - Schweizer Bioinformatiker sind begeistert über den Chemie-Nobelpreis an Martin Karplus, Michael Levitt und Arieh Warshel. Die drei US-Forscher erhalten den Preis für unverzichtbare Computermodelle etwa zur Optimierung von Medikamenten und Solarzellen, die auch von Schweizer Forschern angewendet werden.
"Wir sind sehr glücklich für die Preisträger", sagten der Physiker und Arzt Olivier Michielin und sein Mitarbeiter Vincent Zoete vom Universitätsspital Lausanne (CHUV) und dem Schweizerischen Institut für Bioinformatik, die beide bei Martin Karplus in Harvard und Strassburg gearbeitet haben, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. "Der Nobelpreis ist absolut verdient."
"Diese Computersimulationen können als eine neue Art der Forschung betrachtet werden", sagte Michielin. Sie könnten das Verhalten von Molekülen bei chemischen Reaktionen auf eine Weise vorhersagen, wie es in klassischen Experimenten nicht möglich sei. Damit liesse sich das Reaktionsverhalten von zahlreichen Proteinen anschauen und das beste unter ihnen auswählen, fügte Zoete hinzu.
Bessere Krebsmedikamente
Die Lausanner wenden die Methoden, die Karplus in den 1970er-Jahren entwickelt hat, zur Entwicklung von besseren Krebsmedikamenten an. Sie wollen damit die Andockstellen auf Immunzellen so optimieren, dass diese Krebszellen besser töten können. Schon im nächsten Jahr beginnen sie einen klinischen Versuch mit einem so gewonnenen Wirkstoff gegen den Schwarzen Hautkrebs (Melanom).
"Sehr überrascht, aber höchst erfreut" äusserte sich auch der Bioinformatiker Torsten Schwede vom Biozentrum der Universität Basel. Der Nobelpreis zeige, welche grosse Rolle diese quantitativen Analysen heute in der Praxis spielen. Karplus sei enorm gut vernetzt und habe äusserst viele Nachwuchsforscher ausgebildet, die nun in aller Welt und auch in der Schweiz zahlreiche Professuren besetzen.
Quelle: SDA - 09.10.2013