Wie bestimmte Darmbakterien das Immunsystem steuern


BERN - Berner Forschende haben entdeckt, wie bestimmte Darmbakterien entzündliche und autoimmune Erkrankungen beeinflussen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei ein Signalmolekül, das Darmentzündungen eigentlich verhindern soll.

Eine spezielle Form von Darmbakterien namens Bakteroide produziert ein Signalmolekül, das Immunzellen reguliert. Forschende des Inselspitals und der Universität Bern um Andrew Macpherson und Kathy McCoy haben diesen Mechanismus entschlüsselt. Daraus könnten sich neue Behandlungsmöglichkeiten gegen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Autoimmunkrankheiten wie Diabetes ergeben, teilte die Hochschule am Montag mit.

Das von den Bakteroiden produzierte Signalmolekül namens "Integrase" reguliert weisse Blutzellen und bringt sie dazu, gegen Zellen vorzugehen, die chronische Darmentzündungen auslösen können. Das haben die Forschenden gemeinsam mit kanadischen Kollegen der University of Calgary durch Studien mit Mäusen herausgefunden und berichten davon im Fachblatt "Cell". Normalerweise verhindert dieser Mechanismus, dass solche Erkrankungen entstehen.

"Indem wir zeigen konnten, wie Integrase auf das Immunsystem wirkt, wird zum ersten Mal deutlich, wie Darmbakterien chronisch-entzündliche Darmkrankheiten beeinflussen", sagte McCoy gemäss der Mitteilung.

Individueller Anteil an der Darmflora

"Bakteroide kommen im Darm aller Säugetiere vor, und bestimmte Arten davon produzieren fortlaufend Integrase", erklärt Studienautorin Francesca Ronchi auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Der Anteil dieser Bakteroide an der Darmflora könne jedoch von Mensch zu Mensch schwanken. "Bei manchen kommen mehr dieser Bakteroide vor, und entsprechend produzieren sie mehr Integrase".

Die Folge davon kann unter Umständen sein, dass die weissen Blutzellen in ihrer Abwehrreaktion überschiessen und dadurch autoimmune Erkrankungen auslösen. So wird beispielsweise Typ-1-Diabetes durch eine Überreaktion von weissen Blutzellen gegen körpereigene Zellen verursacht. Integrase oder ähnliche, noch unbekannte Signalmoleküle von Darmbakterien, könnten somit auch bei der Entstehung von Diabetes eine Rolle spielen.

Das Wissen um diesen Mechanismus könnte auch den Weg für neue Therapien ebnen: "Es wäre eine Idee, bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen diese Bakteroide in den Darm von Betroffenen einzubringen", sagte Ronchi. So könne man die natürliche Immunabwehr gegen die Auslöser solcher Entzündungen ankurbeln.

Sollte sich die Rolle von Integrase bei Autoimmunkrankheiten bestätigen, wäre es andersherum möglich, dieses Signalmolekül zu hemmen, um die Überreaktion von Immunzellen zu verhindern.

Notiz:

Fachartikelnummer - DOI: 10.1016/j.cell.2017.09.022.


Quelle: SDA - 06.11.2017, Copyrights Bilder: Fotolia.com

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